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© Engler

Steve Walker: Der bescheidene Anführer

Steve Walker ist mit 36 der älteste und beste Eisbären-Profi – und für viele in seinem Klub ein Phänomen. Am Sonntag trifft er mit den Eisbären auf die Hamburg Freezers.

Berlin - Jedes Spiel ein Tor, sieben Mal hintereinander. Das ist eine Bilanz, die jeden Eishockeyprofi mit Stolz erfüllen sollte. Am Freitagabend stand Steve Walker im Kabinengang der Arena am Ostbahnhof und zuckte mit den Schultern. „Ich habe wieder ein Tor geschossen?“ Es klang so, als wolle sich der Kapitän der Eisbären für das Zurückliegende entschuldigen. „Ich laufe doch jetzt nicht durch die Gegend und sage: Hey, ich habe sieben Stück an meinem Gürtel.“ Eishockey sei ein Mannschaftssport. „Außerdem hat der Puck eben mal wieder glücklich meinen Schläger erwischt.“

Glück? Beim 4:3 der Eisbären gegen Straubing hatte Walker wieder einmal getroffen. Ausgerechnet der mit 36 Jahren älteste und wertvollste Spieler seiner Mannschaft. Im elften Jahr stürmt der Kanadier mit den rotblonden Haaren nun schon für die Eisbären in der Deutschen Eishockey-Liga, hilft ihnen nicht nur mit seinen Toren, sondern vor allem mit seinen mitreißenden Qualitäten. „An Steve kann sich die gesamte Mannschaft aufrichten“, sagt Don Jackson.

Walker sei ein Phänomen, findet der Trainer der Eisbären. Seine beste Saison habe der Stürmer vor zwei Jahren als 34-Jähriger gehabt. „Wäre Steve nicht verletzt gewesen, wäre die letzte noch besser gewesen. Aber die beste Saison wird ihm nun gelingen.“ Walker habe trotz seines Alters kaum an Schnelligkeit eingebüßt, sagt Trainer Don Jackson. Dabei sind die Erfolge des Steve Walker auch ein Spiel mit der Gesundheit. Die lange Karriere hat Spuren hinterlassen am Körper des Kanadiers. In der Play-off-Finalserie dieses Jahres gegen Düsseldorf hat er mit einem gebrochenen Fuß gespielt. Auch sein Knie macht ihm schon lange Probleme. „Natürlich fällt mir alles nicht mehr so leicht wie noch mit 22“, sagt er. „Aber es lohnt sich, die Zähne zusammenzubeißen.“

Auf dem Eis findet der Mann mit der genialen Lauftechnik und dem Instinkt für die Lücken im Drittel des Gegners seine Erfüllung. „Eishockey ist meine Liebe. Und Eishockey ist mein Job.“ Die wenigsten Menschen sind in einer so glücklichen Situation wie Steve Walker, der erheblich zu den vier Meisterschaften der Berliner beigetragen hat. Auf dem Eis, denn abseits der Eisfläche hält sich Walker zurück. Er kann trotz seiner zehn Jahre in Berlin nicht so perfekt deutsch wie seine hier lebenden Kinder. Die Eisbären nach außen verkaufen, das müssen andere machen. „Jeder spielt bei uns die Rolle, die er am besten kann“, sagt Peter John Lee. „Steve spielt sie auf dem Eis herausragend.“ Und daher versucht der Manager, seinen Kapitän zu überreden, noch ein Jahr dranzuhängen. „Ich habe Steve gefragt, ob er nicht bis 2018 bei uns bleiben will“, sagt Lee im Scherz. „Dann kommt ja vielleicht der Ryder Cup nach Bad Saarow.“ Als passionierter Golfer sei der bedeutendste Golf-Wettbewerb doch noch mal eine Herausforderung für Walker, den Mann mit dem Handicap eins.

Um auf dem Golfplatz mit den Großen der Welt mithalten zu können, wird es bei Steve Walker wohl nicht mehr reichen. Im Eishockey dagegen hat er bei den Eisbären eine Wild Card. „Steve entscheidet, ob er bei uns weitermacht“, sagt Lee. Chris Chelios ist vergangene Saison mit 47 Jahren in der nordamerikanischen Profiliga NHL über das Eis gehuscht. Bis 2018, bis zum Ryder Cup, könnte es Walker also noch schaffen, dann wäre er 45. Er lacht. „Dann spiele ich nur noch Golf.“ Als Amateur, versteht sich.

Zuvor könnte Walker sich noch ein paar Tore an den Gürtel heften, wie er nicht sagen möchte. Am Sonntag spielen die Eisbären gegen die dauerkriselnden Hamburg Freezers (Beginn 14.30 Uhr), wie wäre es mit einem Tor im achten Spiel hintereinander? „Schön wäre es“, sagt er. Aber der Erfolg der Mannschaft sei wichtiger. Was sonst, bei Steve Walker, dem bescheidenen Anführer der Eisbären.

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