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Sport: Stiften gehen

Politiker fordern Geld für Dopingopfer von Sport und Wirtschaft

Berlin. Manfred von Richthofen ist schon viele Jahre Sportfunktionär. Zu neuen Vorschlägen sagt er deshalb gerne Sätze wie: „Wir prüfen das.“ Oder: „Grundsätzlich sind wir dafür offen.“ Wenn man also den Präsidenten des Deutschen Sportbundes nach der Idee fragt, eine Stiftung für DDR-Dopingopfer aufzubauen, antwortet er: „Die Sache an sich finde ich gut.“ Nach einer Pause fügt er an: „Die Frage ist nur, wer das bezahlt.“

Insgesamt 185 Geschädigte des DDR-Dopings haben jetzt eine Entschädigung aus einem vom Bundestag eingerichteten Fonds erhalten. Die Hilfe umfasst jeweils knapp 10 000 Euro. Darüber hinaus hatte Ute Vogt, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, im Tagesspiegel am Sonntag eine Stiftung für die Opfer vorgeschlagen. „Es wäre begrüßenswert, wenn sich die Industrie an solch einem Projekt beteiligen würde“, hatte Vogt gesagt. Genau daran zweifeln allerdings Sportfunktionäre und Politiker. Schon an der Stiftung zum Aufbau der Nationalen Anti-Doping-Agentur hatte sich die Wirtschaft nur sehr zögerlich beteiligt. Und in den Entschädigungsfonds für DDR-Dopingopfer hatte nur der Pharmakonzern Schering eine Summe von 25 000 Euro eingezahlt.

Im Bundestag sind deshalb die Reaktionen zu einer neuen Stiftung verhalten. „Es ist gut, wenn sich das Innenministerium Gedanken macht, wie es den Opfern helfen kann“, sagt der Sportexperte der Grünen, Winfried Hermann. „Aber das Ministerium müsste dafür kämpfen, dass in den kommenden Jahren Bundesmittel bereitgestellt werden.“ Die Opposition reagiert ähnlich zurückhaltend. „Eine Stiftung ist eine gute Idee“, sagt der CDU-Abgeordnete Klaus Riegert. „Aber ohne Geld bleibt es eben nur eine gute Idee.“

Wegen der Zurückhaltung der Wirtschaft fordern viele Politiker ein stärkeres Engagement der Sportverbände. Ute Vogt hatte kritisiert, dass sich das Nationale Olympische Komitee (NOK) bislang nicht an der Hilfe beteiligt. Derzeit wehrt sich die Organisation gegen eine Schadenersatzklage des Dopingopfers Karen König. NOK-Präsident Klaus Steinbach wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Klage äußern. Der Vorstand des Verbands soll am heutigen Dienstag über Hilfen für die Opfer beraten. Vor der Sitzung sagte Steinbach nur: „Für Gespräche ohne Vorbedingungen sind wir immer offen.“ Auch der NOK-Chef hat die Sprache der Sportpolitik schnell gelernt.

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