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Sport: Stille Quelle

Frank Bachner über die Lücken im Doping-Kontrollsystem der Radprofis Aus gegebenem Anlass müssen wir hier einfach noch mal Dario Frigo zitieren, den Italiener, der beim Giro d’Italia 2001 zeitweise Zweiter im Gesamtklassement war: „Ich kam auf natürliche Weise nach oben. Meine Leistung basiert auf Opferbereitschaft und Trainingsfleiß.

Frank Bachner über die Lücken im

Doping-Kontrollsystem der Radprofis

Aus gegebenem Anlass müssen wir hier einfach noch mal Dario Frigo zitieren, den Italiener, der beim Giro d’Italia 2001 zeitweise Zweiter im Gesamtklassement war: „Ich kam auf natürliche Weise nach oben. Meine Leistung basiert auf Opferbereitschaft und Trainingsfleiß.“ Frigos Rolle als Opfer war allerdings vor allem gefragt, als er Tage später zugeben musste, dass zu seinem Gepäck zwei Ampullen mit einem Blut-Präparat gehörten, das erst 2007 auf den Markt kommt. Frigo musste also besonders dunkle Quellen gehabt haben. Und Sprüche wie die von Frigo sind ja eigentlich zum Gähnen langweilig; unterhaltsam sind nur die Ausreden der Dopingsünder. Jan Ullrich hat seine Amphetamine möglicherweise unbemerkt in einer Disco erhalten? Ja, weiß man’s denn?

Aber der Unterhaltungswert solcher Geschichten überdeckt ein ganz anderes Problem. Die Zahl solcher Begründungen ist das Problem. Denn die Radprofis dopen ungehemmt, trotz Tour-Skandal 1998, trotz dauernder Doping-Razzien. Und weil solche Profis clever sind, müssen offenbar die Lücken im System immer noch groß genug sein. Sie sind es ja auch. Für genügend Trainingskontrollen fehlt zum Beispiel schlicht das Geld. In Deutschland wird im Schnitt ein Fahrer einmal pro Jahr kontrolliert. Jetten die Profis nach Südafrika zum Training – unter Dopern ein heißer Tipp –, sind sie sowieso kaum zu greifen. Der deutsche Verband muss viele dieser Tests ja bezahlen, ihm ist das zu teuer. Und der internationale Verband UCI, der keine schlafenden Hunde wecken möchte, finanziert viel zu wenige Trainingskontrollen. Dafür hat die UCI viele Jahre benötigt, um wenigstens sicherzustellen, dass die sowieso nur kurzen Sperren nicht auch noch in die wettkampffreie Zeit fallen. Auf dem Papier jedenfalls. Richard Virenque, eigentlich von Februar bis Ende Oktober 2001 gesperrt, durfte schon wieder ab August fahren. Dass es im Radsport von Asthmatikern wimmelt, die ein Präparat mit Dopingsubstanzen verwenden dürfen, verwundert zudem nicht sonderlich. Das jeweilige Attest darf der Arzt eines Fahrers ausstellen. Ein Unding für den Dopinganalytiker Klaus Müller. Er fordert neutrale Ärzte.

Am Samstag beginnt die Tour de France, es wird wieder Dopingfälle geben, aber Leute mit Zugang zu besonderen Quellen werden wohl kaum erwischt. Es gibt ja jetzt Dynepo. Das wirkt wie Epo, ist aber erst 2003 nachweisbar. Bleibt höchstens eine indirekte Nachweismethode. Man kann ja mal genau zuhören, wer besonders laut seine Opferbereitschaft preist.

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