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Stiloffensive (12): Cherchez la Fußball-Femme

An dieser Stelle schreibt Verena Friederike Hasel im Wechsel mit Esther Kogelboom über die modischen Verirrungen bei der EM. Heute fordert sie mehr Beachtung für Trainerfrauen.

Dass Deutschland gegen Österreich gewonnen hat, hat viele gefreut – besonders erleichtert waren jedoch die Spielerfrauen. Spielerfrauen werden grundsätzlich nie gesehen, sondern stets „gesichtet“. Sichten tut man ansonsten nur seltene Tiere (vorstellbar wäre zum Beispiel: „Gestern wurde von Spaziergängern im Wald eine Hutze gesichtet. Bei der Hutze handelt es sich um eine Kreuzung zwischen Hund und Katze, die sich vornehmlich von Mäuseknochen ernährt“) oder aber, wenn man Reinhold Messner heißt, den Yeti. Was man nicht sieht, sondern sichtet, ist einem nicht ganz geheuer. So auch die Spielerfrauen. Zehn von ihnen wurden nach dem Kroatienspiel im deutschen Mannschaftshotel gesichtet (Aufgabe: Lesen Sie den Satz erneut, ersetzen Sie „gesichtet“ durch „gesehen“ und geben Sie den Gefahrengehalt beider Sätze in Prozent an), darunter Schweinsteigers Freundin Sarah, Marke blondes Fußball-Luder. Kein Wunder, dass Schweinsteiger auf dem Platz so herumflegelte, dachte man sich und machte in Cherchez-la-femme-Manier gleich die Gesamtheit der Spielerfrauen für die schlechte Form ihrer Männer verantwortlich. Empört hieß es, die Frauen hätten mit den Fußballern auf den Sonnenliegen vom Hotel „Il Giardino“ (Übersetzung: Der Lustgarten) gekuschelt. Kostbare Zeit, in denen sie auch das Dribbeln mit ihnen hätten üben können!

Während Spielerfrauen ausführlicher analysiert werden als die Spiele, ist die Trainerfrau weitgehend unerklärt geblieben. Welchen Anteil hatte es an der österreichischen Niederlage, dass Frieda Hickersberger auf Geheiß ihres Mannes nicht zu den Spielen kommt? Welche Folgen hat es für Löws Leistung, dass Daniela Löw nach dem Kroatienspiel nach Hause fuhr? Was wir wissen, ist: Löw und Hickersberger echauffierten sich so sehr, dass sie einen Platzverweis bekamen. Anschließend wurden sie neben Angela Merkel auf der Ehrentribüne gesichtet. Bahnt sich da etwas an zwischen A. M. und J. L.? Ahnung von Fußball hätte Merkel schon mal. Nach eigener Aussage hatte sie in der Fußball-WM 1974 „irgendwie eine Vorahnung“, dass die DDR gegen die BRD  gewinnen würde. Auch modisch hätten sich Merkel und Löw einiges zu sagen, beide sind die jungen Wilden dieser Szene: Löw mit seinem engen Hemd mit den Abnähern, wie es sonst nur Frauen tragen und Merkel mit dem orangefarbenen Kostüm, offenbar eine Leihgabe eines holländischen Fußballfans.

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Die neue Frau an Löws Seite? Einiges spricht dafür, doch warum trägt sie ein Oranje-Kostüm.

© dpa

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