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Sport: Stockbauer scheitert über 800 m Freistil

Athen - Einmal noch, für zwei Sekunden, vergrub Hannah Stockbauer Teile ihres Gesichts hinter ihrer linken Hand. Mit der rechten umfasste sie einen Griff am Beckenrand.

Athen - Einmal noch, für zwei Sekunden, vergrub Hannah Stockbauer Teile ihres Gesichts hinter ihrer linken Hand. Mit der rechten umfasste sie einen Griff am Beckenrand. 8:34,15 stand auf der Anzeigetafel hinter dem Namen Stockbauer, es war endgültig klar: Die Einzelschwimmerin Stockbauer hatte versagt. Die Pleite über 400 m Freistil im Vorlauf war keine Ausnahme gewesen, sondern nur der erste Teil eines Debakels. Der zweite Teil war noch ein bisschen dramatischer: 4,02 Sekunden schwamm Stockbauer am Finale über 800 m Freistil vorbei.

Das ist die Statistik, aber sie erklärt nicht, weshalb die 800-m-Weltmeisterin Stockbauer erneut scheiterte, weshalb die 400-m-Weltmeisterin Stockbauer nach ihrem grandiosen Schlussspurt am Mittwochabend und dem erlösenden Gewinn der Bronzemedaille mit der 4x200-m- Freistil-Staffel nicht genug Selbstbewusstsein hatte, um wenigstens den Vorlauf am nächsten Tag zu überstehen. Hannah Stockbauer wollte auch gar nichts erklärt haben. Sie wollte nur noch ihre Ruhe.

Später weinte Stockbauer noch. Aber schon da machte sie vor allem den Eindruck, als sei sie jetzt erlöst. Nicht durch Bronze erlöst, sondern durch ihr Ausscheiden. Schon beim Einschwimmen habe sie sich richtig schlecht gefühlt. „Meine Beine taten höllisch weh.“ An der Staffel vom Vorabend habe das aber nicht gelegen. Auch nicht an ihrer Form. „Ich bin in vielen Trainings schneller geschwommen als zum vergleichbaren Zeitpunkt vor der WM 2003.“ Da holte sie drei Titel. Bleibt die Psyche als Erklärungsversuch. Vor der WM 2003 galt Hannah Stockbauer als Außenseiterin, sie hatte die EM 2002 ziemlich verpatzt. In Athen rechnete sie Chefbundestrainer Ralf Beckmann zu den engen Medaillenkandidaten. Offenbar hat sie diesen Druck nicht verkraftet.

Dabei war sie am Morgen dabei, als die spätere Bronzemedaillengewinnerin Anne Poleska beim Frühstück die vier Bronzemedaillen der Staffel bewundern durfte. Franziska van Almsick, Petra Dallmann, Antje Buschschulte und auch Stockbauer hielten ihr die Medaillen unter die Nase. Zur Motivationssteigerung. Stockbauer selbst hätte sich ebenso von dieser Medaille aufputschen lassen können wie Poleska.

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