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Sport: Stolze Niederlage

Deutschland unterliegt Kanada 1:4 im Eishockey – Trainer Poss sieht das Positive

Hannover – Eishockey-Bundestrainer Greg Poss ist „stolz auf die Art und Weise“, wie sich sein Team beim Nations-Cup präsentiert hat. „In elf von zwölf Dritteln haben wir gut gespielt“, erklärte Poss seinen verwunderten Zuhörern. Denn auf die Ergebnisse bei den ersten Saisonauftritten seiner Mannschaft vor den Olympischen Winterspielen in Turin im Februar 2006 konnte Poss keineswegs durchweg stolz sein. Dem 7:2-Sieg gegen die USA am Mittwoch ließen die Deutschen ein schlechtes Spiel gegen die Schweiz (1:2) und ein sehr schlechtes Spiel gegen die Slowakei (0:6) folgen. Die am Sonntag beim abschließenden Turnierspiel gegen die Kanadier gezeigte Leistung lag vom Niveau her über dem, was die Deutschen in den zwei Spielen zuvor gespielt hatten, mit einem guten Resultat wurde das aber nicht belohnt: Deutschland unterlag Kanada in Hannover mit 1:4 (1:1, 0:1, 0:2).

Die Kanadier gewannen den Nations Cup, profitierten dabei allerdings von der 2:3-Niederlage der Slowaken im letzten Turnierspiel gegen die USA.

Kanadas Trainer Marc Habscheid analysierte das Spiel gegen Deutschland treffend. „Wir haben zwei Tore in 5:3-Situationen geschossen, eines in 5:4-Überzahl und ein Tor, als die Deutschen den Torwart herausgenommen hatten. Der Unterschied lag also offensichtlich im Powerplay.“ Damit hatte Habscheid die größte Schwäche im deutschen Spiel herausgestellt: In Unterzahl läuft beim Team von Poss wenig, in Überzahl noch weniger. Da kamen die Deutschen gegen Kanada gerade mal zu einem Tor, dem 1:1 durch den Berliner Stefan Ustorf. Zudem offenbarte sich einmal mehr die Harmlosigkeit des deutschen Teams im Abschluss. Dass Kanada mit 27 Schüssen nur einen Schuss mehr auf das deutsche Tor abgab als Deutschland auf das kanadische Tor, unterstreicht dies nur.

Die Tage beim Nations-Cup haben vor allem eines gezeigt: Konstant gute Resultate bringt das nun defensiver ausgerichtete Spielsystem von Poss noch nicht. Der 7:2-Sieg gegen die USA muss nach den folgenden drei Spielen nun eher als positiver Ausrutscher gesehen werden, auch wenn sich Poss dagegen sträubt: „Beim Spiel gegen die USA haben wir gezeigt, dass Potenzial da ist.“ In den anderen drei Spielen allerdings nicht, da hat sich der Trainerstab um Poss so manches schön geredet. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, hatte Kotrainer Uwe Krupp nach dem 1:2 gegen die Schweiz gesagt. „Ich mache mir da keine Sorgen.“

Sorglos wirkten Poss und Krupp in Hannover so manches Mal, etwa nach dem peinlichen 0:6 gegen die Slowakei. Schon eine gute halbe Stunde nach der Blamage wurde das Trainerduo lachend beim Abendessen im Vip-Raum der Tui-Arena gesichtet. Anscheinend ist die nötige Ernsthaftigkeit im deutschen Trainerstab noch nicht so recht eingekehrt, die Erkenntnis noch nicht gereift, dass sich schöne Niederlagen – unter diese Kategorie fiel das 1:4 gegen Kanada – nicht endlos lang gut verkaufen lassen. Auch nicht bei den Olympischen Spielen und erst recht nicht bei der für Deutschland so wichtigen B-WM im April in Frankreich. Sollten die Deutschen bis dahin nicht an den elementaren Dingen des Eishockeys wie dem Powerplay, Unterzahlspiel oder im disziplinierten Auftreten Fortschritte gemacht haben, dann sieht es wahrlich schlecht aus.

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