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Sport: Strafe auf dem Wasser

Petra Niemann verpasst WM-Gold und holt Bronze

Berlin - Dieser verdammte Penalty durfte nicht kommen. „Mit so einer Bestrafung hast du keine Siegchance mehr“, sagt Petra Niemann. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr erster Ärger längst wieder verflogen. Ein paar Stunden zuvor hatte sie der vergebenen Chance auf den Weltmeistertitel in der olympischen Laser-Radial-Klasse noch nachgetrauert. Die 28-Jährige war vor Cascais in Portugal als Führende in das große Finale der zehn Besten gestartet. Die Wettfahrt lief mit Rang fünf lange ganz gut, bis sie einer Konkurrentin nicht regelkonform in die Quere kam. „Ich bekam dafür die Bestrafung, musste eine Strafrunde drehen und war danach Letzte“, beschreibt sie das Malheur. „Ich dachte nur, hoffentlich bekomme ich wenigstens noch eine Medaille ab.“ Es reichte zu Bronze hinter der Weißrussin Drodowskaja und der Finnin Multala.

„Natürlich wäre ich gern Weltmeisterin geworden“, sagt Niemann später, „aber die Erfüllung der Olympianorm und meine fünfte WM-Medaille, darüber kann ich mich auch freuen.“ Im Vorjahr war sie Vize-Weltmeisterin geworden. Aus beiden Titelkämpfen zieht die gelernte Apothekerin, die für den Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW) startet, ihr Fazit für Olympia 2008 in China: „Als ich Silber holte, gab es vorwiegend schwache Winde, genau das Gegenteil davon erlebten wir nun in Cascais. Es ist gut zu wissen, dass ich mit beiden Bedingungen sehr gut zurechtkomme.“ Das olympische Segelrevier auf dem Gelben Meer vor Quindao, das Petra Niemann im August erneut testen wird, verlangt mehr: „Bei relativ wenig Wind gibt es dort eine starke Strömung und eine große Grundwelle.“ Dafür fühlt sich der Schützling von Bundestrainer Thomas Piesker gewappnet. Zweimal hat sie Olympia erlebt, 2008 soll es mit der ersten Medaille klappen. In jener Klasse, in der zum ersten Mal eine Olympiasiegerin gekürt wird. Mit dem Laser Radial, das wie sein Vorgänger Europe zu den Einhandjollen gehört, ist der weltweit am meisten gesegelten Klasse der Vorzug gegeben worden. Das symbolisiert sich im roten Symbol auf den Segeln, einem Laser, dessen Strahlen in alle Richtungen verlaufen. 122 Länder gehören der International Laser Association an.

„Dieses Boot verlangt neben taktischem Geschick vor allem Kraft und Kondition“, sagt Petra Niemann. Sie bringt dazu jahrelange Segelerfahrungen mit. Als 15-Jährige war sie vom Optimisten in das Europe-Boot umgestiegen, seit 2005 segelt sie im Laser, der mit einer Segelfläche von nur 5,7 Quadratmeter eigentlich dem Nachwuchs als Umsteigerboot vom Optimisten dienen soll. Doch der Weg zu internationaler Klasse ist weit, das Niveau der Laser-Klasse gilt als eines der höchsten der olympischen Klassen. Das Laser-Boot wurde 1970 vom Amerikaner Bruce Kirby mit dem Ziel entworfen, eine kostengünstige Freizeit-Variante im Segelsport zu schaffen. Bei der relativ einfachen Bauweise ist es bis heute geblieben, die Anschaffungskosten sind mit dem Olympiastatus stark angestiegen, von einst 5000 DM auf heute etwa 6000 Euro.

Petra Niemann hat zwei Boote in Berlin und in Kiel, gesponsert vom VSaW und der Nixdorf-Stiftung. Nach Cascais ist sie aber nur mit einer Sporttasche gereist, der Veranstalter stellte die Boote. Eines ihrer eigenen ist bereits nach China unterwegs.

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