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Sport: Strahlend im Schnee

Evi Sachenbacher-Stehle führt die deutsche Langlaufstaffel auf Rang zwei – die Herrenstaffel siegt

Berlin - An Evi Sachenbacher-Stehles öffentlicher Reaktion ist nach einem Langlaufrennen nur schwer zu erkennen, wie sie gerade abgeschnitten hat. Meistens kichert sie fröhlich in die Mikrophone und lacht selbst dann noch in die Kameras, wenn ihr Ergebnis keinen Anlass dazu gibt. Das war in den vergangenen zwei Jahren öfters der Fall. Am Sonntagmittag in Beitostölen, Norwegen, strahlte die 24-Jährige erneut in die Kameras – doch diesmal hatte sie auch allen Grund dazu.

„Evi Sachenbacher-Stehle gehört wieder zur Weltspitze“, sagt Bundestrainer Jochen Behle, „das hat sie sich nach dem tollen Training auch verdient.“ Beim zweiten Weltcup dieser Saison verhalf sie der deutschen Damenstaffel als Schlussläuferin auf den zweiten Platz. Es siegten die Norwegerinnen um die überragende Marit Björgen. Am Schlussanstieg hatte Evi Sachenbacher-Stehle die zweite russische Staffel durch einen beherzten Spurt noch überholt. „Das war ein total lockeres Rennen“, sagt sie, „so kann es weiter gehen.“ Am Vortag hatte sich Evi Sachenbacher-Stehle durch einen siebten Platz über zehn Kilometer bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert. Die deutsche Herrenstaffel krönte den Weltcup von Beitostölen mit einem ersten Platz über 4x10 Kilometer. Schlussläufer Tobias Angerer überquerte 4,3 Sekunden vor Frankreich die Ziellinie. Nun zählen beide deutsche Staffeln bei den Olympischen Spielen in Turin zu den Medaillenkandidaten.

Das war zumindest bei den Damen vor dieser Saison nicht so klar. Vor vier Jahren in Salt Lake City hatten sie zwar die Goldmedaille gewonnen, doch nach einer zweijährigen Formkrise von Evi Sachenbacher-Stehle bangten die deutschen Trainer um die Verfassung für die olympische Saison 2005/2006.

In Beitostölen aber hinterließen Manuela Henkel, Steffi Böhler, Claudia Künzel und Evi Sachenbacher-Stehle einen guten Eindruck. Auf der engen Strecke, die nur selten ein Überholen zuließ, hielt sich Evi Sachenbacher-Stehle bis kurz vor dem Ende hinter der zweitplatzierten russischen Schlussläuferin. Erst am Schlussanstieg scherte sie aus und überholte die Russin. Diese versuchte noch, die Lücke zu schließen, und die deutsche Läuferin in die Bande zu drängen. „Da muss man bei den Russinnen immer aufpassen“, sagte Evi Sachenbacher-Stehle. Doch mit zwei schnellen Schritten zwängte sie sich durch die Lücke.

Es hat sich vor diesem Winter einiges verändert in ihrem Leben. Im Sommer heiratete sie den Alpinen Rennläufer Johannes Stehle. Seitdem tritt sie im Weltcup unter Doppelnamen an. Auch haben sie und ihre Trainer Konsequenzen aus der schwachen vergangenen Saison gezogen. Von der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Oberstdorf musste sie wegen Formschwäche vorzeitig abreisen. Danach einigten sich Bundestrainer Jochen Behle und ihr Privattrainer Wolfgang Pichler darauf, dass Evi Sachenbacher-Stehle wieder mehr Maßnahmen mit der gesamten Nationalmannschaft unternimmt. Wenn sie sich bei diesen Lehrgängen aufhält, überwacht Pichler die Trainingswerte per Computer.

Das Engagement des Privattrainers war nach Sachenbachers ausbleibenden Erfolgen umstritten gewesen. Der Langlauftrainer, der zuvor mit der schwedischen Biathletin Magdalena Forsberg große Erfolge gefeiert hat, hatte den Trainingsumfang drastisch erhöht. Es keimte der Verdacht, dass Sachenbachers Körper dies nicht so einfach wegstecken konnte. Im vergangenen Winter kämpfte sie mit zahlreichen Erkältungen. Doch auch vor diesem Winter hat Wolfgang Pichler das Pensum noch einmal erhöht. „Damit hat sie bisher keine Probleme“, sagte Wolfgang Pichler dem „Sportinformationsdienst“, „sie ist bisher besser in die Mannschaft integriert.“

Das zeigte sich gestern auch im Zielraum, als Henkel, Böhler und Künzel sie freudestrahlend empfingen. Die drei deutschen Damen hatten am Vortag in den Einzelrennen noch nicht überzeugen können, vor allem Claudia Künzel ist noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. „Die Staffelwettbewerbe waren die Antwort auf den Samstag“, sagte Behle. Es dürfte ihn freuen, dass seine Läufer in diesem olympischen Winter ein paar Antworten parat haben.

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