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Straßenschlachten: Polizei fordert Überprüfung der Spieltermine beim Fußball

Ins Fußballstadion zum Prügeln: Weil das für einen Teil der Fans ein Hobby ist, hat die Hamburger Polizei gefordert, Risikospiele nicht mehr freitags stattfinden zu lassen. Anlass waren die schweren Krawalle beim Spiel St. Pauli gegen Hansa Rostock.

Nach den schweren Krawallen rund um das Nordderby zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock hat die Hamburger Polizei mehr Augenmaß bei der Ansetzung von Risikospielen gefordert. "Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen sollte ein solches Spiel beim nächsten Mal nicht noch einmal an einem Freitagabend stattfinden", sagte Polizeisprecher Ralf Meyer am Samstag.

"Es kann nicht wahr sein, dass man Wasserwerfer und mehr als 1000 Polizeibeamte aufbieten muss, um Fans zweier rivalisierender Vereine auseinanderzuhalten. Man sollte nicht einfach zur Tagesordnung übergehen." Bei den Straßenschlachten am Freitag waren fünf Polizisten, zwei Fans und ein Passant verletzt worden.

Fünf Menschen vorläuifig festgenommen

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) arbeitet bei der Auswahl der Spieltermine aus der 2. Bundesliga eng mit der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei mit Sitz in Düsseldorf zusammen. "Wir stimmen alle Ansetzungen mit der ZIS ab und haben auch hier den Vorgaben der ZIS entsprochen", sagte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus am Samstag. Er hatte bereits am Donnerstag darauf hingewiesen, dass die ZIS gefordert hatte, die Partie entweder am Freitag oder am Montag spielen zu lassen.

Nach den Vorfällen im Hinrunden-Spiel in Rostock galt für die Begegnung ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Bei dem Großeinsatz nahm die Polizei fünf Menschen vorläufig fest, zehn weitere kamen in Gewahrsam. "Das war der größte Polizeieinsatz, den wir bei einem Zweitligaspiel in Hamburg je hatten", berichtete Meyer. "Die Lage hat gezeigt, dass das leider notwendig war. Wenn man sich vorstellt, dass das ein Fußballspiel war - das ist eigentlich eine Situation, die nicht akzeptabel ist."

Fangruppen "sehen rot"

Randalierer aus beiden Lagern bewarfen am Freitagabend Polizisten mit Steinen, Flaschen und Böllern. In der Gegend um das Stadion brannten die teils vermummten Krawallmacher Feuerwerkskörper und bengalische Feuer ab. Die Einsatzkräfte rückten mit mehreren Wasserwerfern an und setzten Schlagstöcke sowie Pfefferspray ein. "Die beiden Fangruppen sind so verfeindet, dass sie nur noch rot sehen", sagte eine Polizeisprecherin.

In der Nähe des Stadions hatten sich nach dem Spiel bis zu 1000 St. Pauli-Fans und schwarz gekleidete Autonome gesammelt. "Alles, was sich bewegen ließ, war auf der Straße verteilt - von Müllcontainern bis zu herausgerissenen Gehwegplatten", sagte die Sprecherin. Beamte seien massiv angegriffen worden. Dabei wurde unter anderem ein 23 Jahre alter Polizeimeister aus Schleswig-Holstein von Glasscherben schwer am Bein verletzt. Als die Polizei erneut Wasserwerfer einsetzte, zogen sich die Randalierer in kleinen Gruppen zurück.

Geldstrafen für beide Vereine

Gegen 22 Uhr hatte sich die Lage beruhigt. "Durch den massiven Polizeieinsatz haben wir ein Aufeinandertreffen beider Gruppen verhindert - aber leider Gottes wurden dann Polizeibeamte als Ersatzgegner genommen und traktiert", sagte Meyer.

In der Halbzeit des Nordderbys zündeten Rostocker Chaoten bengalische Feuer und Feuerwerkskörper, worauf die zweite Spielhälfte erst mit Verspätung angepfiffen werden konnte. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kündigte am Samstag an, dass der Kontrollausschuss in der kommenden Woche ermitteln werde. Beide Vereine müssen mit einer Geldstrafe rechnen. Insgesamt waren nach Polizeiangaben rund 1500 Rostocker Fans im Stadion.

"Dass es ein Problem mit den Rostocker Fans gibt, war allen vorher bewusst", sagte Corny Littmann, Präsident des FC St. Pauli. Littmann war erleichtert, dass die Partie zu Ende gespielt werden konnte: "Zumindest ist es gelungen, das Spiel über 90 Minuten durchzuführen." (ut/dpa)

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