zum Hauptinhalt
Isoliert. 2004 gewann Lance Armstrong (l.) das Einzelzeitfahren in L’Alpe d’Huez und ließ Ivan Basso keine Chance. Inzwischen steht er aus anderen Gründen alleine da.

© dpa

Strecken-Präsentation der 100. Tour de France: Dünne Luft auf Frankreichs Bergen

Bei der Tour de France 2013 wird der legendäre Gipfel im Wintersportort L’Alpe d’Huez erstmals doppelt überquert. Zuvor allerdings sollen dort Metallschilder zu Armstrongs Ehren verschwinden.

Berlin - Der letzte Anstieg in L’Alpe d’Huez, der legendären Bergankunft in den französischen Alpen mit den 21 Kehren. Es ist Juli 2001, und während dieser 10. Tour-de-France-Etappe scheint Lance Armstrong nicht in Topform, fährt lange am Ende der Spitzengruppe. Dann arbeitet er sich nach vorne, und wirft diesen Blick zurück, „the look“ wurde Radsportgeschichte: Armstrong dreht sich um, sieht in Jan Ullrichs Gesicht – und tritt zu einer explosiven Solofahrt an, die ihm wenig später im Ziel zwei Minuten Vorsprung auf seine Verfolger bringen sollte. Anschließend sagte Armstrong über seine Fahrweise: „Es war ein Bluff“.

Auch seine wirkliche damalige Leistungsstärke bleibt ein Geheimnis, nach den Doping-Enthüllungen und der Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Titel. Nun droht dem Texaner, neben möglichen Schadensersatzklagen, einer Verurteilung wegen Meineids und dem Absprung nahezu aller Sponsoren, eine weitere, wenngleich symbolhafte Schmähung. Jean-Yves Noyrey, Bürgermeister von L’Alpe d’Huez, möchte Armstrongs Namen von den Schildern in den Serpentinen entfernen lassen. „Seine Absetzung als Tour-Sieger wirft die Frage auf, wie wir damit umgehen, dass wir ihn in so einer Form würdigen“, sagte Noyrey. Nach 2001 gewann Armstrong auch das Einzelzeitfahren auf die 1850 Meter im Jahr 2004, wie jeder Tagessieger ist er in den Kehren verewigt. Noch.

Auch bei der Streckenvorstellung der 100. Tour de France im kommenden Jahr, kam Tour-Direktor Christian Prudhomme in Paris nicht umhin, sich zunächst der Doping-Skandale zuzuwenden, ohne aber den Namen Armstrong zu erwähnen. Stattdessen sagte er das, was ein Tour-Direktor sagen muss: „Doping ist der Feind – nicht der Radsport, nicht die Tour.“ Dann sagte Prudhomme, dass die Teammanager und Ärzte die Schlüssel gegen Doping in der Hand hätten. „Sie müssen der Schutzwall sein.“ Vielleicht war ihm entfallen, dass inzwischen der wegen Doping gesperrte Kasache Alexander Winokurow Manager vom Team Astana ist, und der geständige Doper Bjarne Riis weiterhin das Team Saxo Bank-Tinkoff Bank führt. Hinzu kommt: Riis’ Klassementfahrer ist mit Alberto Contador jener Doper, dem sein Tour-Sieg 2010 aberkannt wurde und der erst seit August 2012 wieder Rennen fahren darf. Wie soll sich der Radsport unter diesen Umständen selbst reinigen? Prudhomme lauschte aufmerksam dem in der Kritik stehenden Präsidenten des Weltradsportverbands, Pat McQuaid, und Contador. Letzterer war als Ehrengast geladen und dürfte sich über die präsentierte Strecke gefreut haben; sie ist hügeliger als in diesem Jahr und kommt dem Kletterspezialisten entgegen. Ob sich die Tour-Leitung aber über einen Contador-Erfolg freuen würde, darf bezweifelt werden.

Beim Jubiläum wird ausnahmslos auf französischem Territorium geradelt. Am 29. Juni startet die Tour erstmals auf Korsika und endet drei Wochen später unter Flutlicht auf der Champs Elysée. Dazwischen liegen vier Bergankünfte, die Überquerung der legendären Berge Mont Ventoux und Tourmalet, sowie zwei Einzel- und ein Mannschaftszeitfahren. Angesichts des Programms entsteht das Gefühl, dass die Tour-Organisation durch einen spektakulären Kurs, den Fokus der Rad-Öffentlichkeit wieder auf die sportlichen Belange lenken will.

L’Alpe d’Huez hat 2013 übrigens 42 Kurven, erstmals muss der Anstieg zweimal während einer Etappe gemeistert werden. Ob die Fahrer dann noch Armstrongs Namen passieren, ist unwahrscheinlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false