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Stress beim Rekordmeister: Bayern gegen Bayern

Nach dem 1:2 bei Girondins Bordeaux suchen die Münchner nach den Schuldigen. Das Spiel war ein Fingerzeig für das, was da in Zukunft noch kommen kann.

Die erste Hälfte des FC Bayern, da waren sich nach dem 1:2 im Champions-League-Spiel bei Girondins Bordeaux fast alle einig, war noch schlechter als die zweite gewesen. Am schlechtesten allerdings war das Geschehen dazwischen, als es zu einem Scharmützel unter Münchner Fans kam. Auf den Rängen gingen vorgebliche Bayernfans mit Fäusten und Worten aufeinander los. Die Fangruppierung „Schickeria“ gegen den Rest, „Nazis raus“ gegen „Scheiß St.Pauli“.

Bayern gegen Bayern: Das gab es nach dem Spiel durchaus auch bei Team und Trainer – um Längen subtiler natürlich. Da war zunächst natürlich Thomas Müller. Hatte sich die Debatte rund ums Wochenende nur darum gedreht, wann der geeignete Zeitpunkt für Müllers Einrücken in die Nationalelf sei, so lieferte der 20-Jährige in der ersten halben Stunde mit zwei Fouls der Kategorien „unnötig“ und „dumm“ scheinbar den Beweis für die These von Manager Uli Hoeneß, der Junge solle erst mal in Ruhe reifen und dann zu Höherem streben. Zwar konstatierte der designierte Hoeneß-Nachfolger Christian Nerlinger, dass einem eine solche gelb-rote Verwicklung „mit 20, aber auch mit 30 passieren“ könne. Die herrschende Meinung aber war eine andere.

„Das muss er lernen, so darf man an der Mittellinie nicht hingehen“, sagte Hamit Altintop. Trainer Louis van Gaal attestierte Müller einen „für den FC Bayern teuren Lernmoment“ und vergaß den Hinweis nicht, Müller sei ja beim Eckball eine Minute vor seinem Abgang dem Ausgleichsschützen Ciani zugewiesen gewesen. Doppelfehler nach einer halben Stunde – und der Schuldige stand fest.

Van Gaal ärgerte sich auch darüber, dass die Münchner die Führung durch das frühe Eigentor Cianis hergeschenkt hatten. Er sah vor allem „viele Ballverluste“ als Grund für die Niederlage, die mit dem 2:1 durch Planus noch vor der Pause perfekt war. Der Aussetzer Müllers aber tauchte auch in den Analysen anderer ganz vorne auf. „Erstens“, begann Philipp Lahm, „dürfen wir nicht so früh die gelb-rote Karte kassieren“ – um dann auch noch seinen Unmut über den eigenen Torwart zu äußern. Auch Kapitän Mark van Bommel hatte Hans-Jörg Butt ins Visier genommen. Dieser war mit zwei gehaltenen Elfmetern (einen hatte er selbst verschuldet) eigentlich der einzige Gewinner gewesen, wurde aber prompt geerdet. Bei Michael Rensing, so die Erinnerung van Bommels, habe bei Standards immer auch ein Spieler am kurzen Pfosten gestanden – bei Butt nur einer am langen. Lahm bestätigte das und betonte mit säuerlicher Miene: „Das muss jeder Torwart selbst entscheiden.“

So gab es zahlreiche Nebenkriegsschauplätze, die den Blick für die wahren Probleme zu vernebeln drohen. Gernot Rohr, Ex-Bayer und Bordeaux-Kenner, brachte es auf den Punkt: „München ist im Moment keine Spitzenmannschaft, das muss man ganz ehrlich sagen.“ Der feinfühlige Wahl-Franzose sah „keinen Funken, keinen Geist, kein Leben“.

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