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Sport: Stürmender Wandervogel

Der Österreicher Roland Linz ist auffälligster Spieler beim heutigen Werder-Gegner Sporting Braga

Wenn Roland Linz gefragt wird, was ihm am Nordwesten Portugals gut gefällt, antwortet er ehrlich: „Das schöne Wetter.“ Der 26-jährige Profi von Sporting Braga gilt als einer jener österreichischen Legionäre, die gerne auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Derzeit trifft das zu: Wegen seiner neun Tore in der portugiesischen Liga und vor allem seiner fünf Treffer im Uefa-Cup prasseln Lobeshymnen auf ihn herab. „Fantastico Goleador“ nennt man ihn in der portugiesischen Presse. Die Aktionen des Stürmers seien eher hinterlistig als berechenbar. Heute tritt Braga zum Zwischenrunden-Hinspiel bei Werder Bremen an (20.30 Uhr, live im ZDF). „Wir sind nicht der Außenseiter“, versichert Linz, „die Chancen stehen 50:50.“

Auch der FC Bayern im Allgemeinen und Oliver Kahn im Besonderen haben schon unliebsame Erfahrungen mit „Roligoal“ gemacht, wie der Steirer in der österreichischen Heimat verhätschelnd gerufen wird. Beim 1:1 gegen die Münchner Ende November war Linz Bester in einer eher biederen Elf – er rannte und rackerte, schoss und traf. Und trat einmal sogar den Bayern-Torwart im Luftkampf in die Wade, was in eine typische Kahn-Attacke mündete, die beiden Beteiligten eine Gelbe Karte bescherte. „Ich habe Kahn einen reingemacht, jetzt will ich Wiese auch einen reinlegen“, kündigt Linz an und grinst. An Selbstvertrauen hat es ihm nie gemangelt. Als er im Vorjahr harsche Kritik an Teamchef Josef Hickersberger übte, handelte er sich einen Rüffel von ÖFB-Präsident Friedrich Stickler und eine Verbannung ein, die zum Länderspiel gegen Deutschland wieder aufgehoben wurde. „Für mich war es nur eine Frage der Zeit, wann ich zurückkehre“, erklärte der 1,85 Meter große Mittelstürmer mit dem jungenhaften Gesicht. Angesichts der Stürmernot kann Österreich auf den 29-fachen Nationalspieler (fünf Tore) nicht verzichten, auch wenn Linz gegen den unsicheren Jens Lehmann vor allem durch vergebene Chancen auffiel. „Tore für die Nationalelf schieße ich noch“, sagt Linz. Schon jetzt munkelt man in Portugal, dass Linz trotz eines Vertrages bis 2010 in Braga nur schwer zu halten ist. Der FC Porto soll Interesse haben. Gelingen gegen Bremen und bei der EM weitere Erfolge, könnten noch andere Klubs anklopfen.

Der stete Wechsel prägt die bewegte Karriere des Wanderer Roland Linz. Als 15-Jähriger zog er vom DSV Leoben zu 1860 München, kehrte aber schon nach zwei Jahren in die Heimat zurück. Das Talent schoss sodann für seinen Stammverein 21 Tore in der Zweiten Liga. Linz hatte auch ein Angebot des FC Barcelona, das sich in letzter Minute zerschlug. Dann gewann er mit Austria Wien 2003 die Meisterschaft, überwarf sich hernach mit Trainer Christoph Daum. Er scheiterte grandios beim OGC Nizza, landete bei Sturm Graz und ein zweites Mal bei der Austria in Wien, wo er 2006 österreichischer Torschützenkönig wurde. Mehrere Vereine aus Europa buhlten um ihn, Linz entschied sich für Boavisto Porto. Diese Saison sicherte sich Sporting Braga seine Dienste. Dort heißt es immer wieder, der wahre Star sei das Stadion, das zur EM 2004 in die Felsen gebaute Estadio Muncipal de Braga. Doch selbst gegen den FC Bayern verloren sich nur 10 000 Zuschauer in der Drei-Tribünen-Arena, zum Rückspiel gegen Werder dürften es nicht mehr werden. Linz weiß den Grund: „Schuld sind die viel zu hohen Ticketpreise in Portugal. Hier wird oft vergessen, dass die meisten Menschen nur 700, 800 Euro im Monat verdienen.“ Zumindest vorerst scheint Roland Linz in Portugal angekommen.

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