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Sport: Stürmer der guten Hoffnung

Herthas Neueinkauf Fredi Bobic ist anders als sein Vorgänger Alex Alves – aber nicht einfacher

Berlin. Huub Stevens wartete schon zehn Minuten, lehnte an einem Stehtisch und nippte gelangweilt am Plastikbecher. Es war Donnerstagabend, kurz nach 18 Uhr, auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC. Vor einer Viertelstunde war Fredi Bobic dort angekommen und in den Büroräumen verschwunden. „Jetzt sollte das doch reichen“, murrte Herthas Trainer. „Wie lange soll ich denn hier warten?“ Dann endlich, wenige Minuten später, öffnete sich die Tür, Kamerateams quetschten sich hindurch, und mittendrin steckte Fredi Bobic, der neue Berliner Stürmer, lässig gekleidet in verwaschenen Jeans und einem schwarz gestreiften Hemd. „So. Schön, dass ich hier bin, war ein interessanter Tag“, sagte Bobic.

Sicherlich, interessant war der Tag des Nationalspielers auch, in erster Linie aber war er stressig. Morgens stand Bobic auf dem Trainingsplatz von Hannover 96, wo er ja noch bis 30. Juni angestellt ist. Danach ist er zum Bahnhof gefahren und in den ICE gestiegen, „obwohl ich ja nie mit dem Zug fahre“. In Berlin hat ihn dann Martin Bader, der Assistent von Herthas Manager Dieter Hoeneß, mit dem Auto erst zum Gesundheitsscheck gefahren, dann zur Vertragsunterzeichnung und anschließend zur Pressekonferenz. „Vom vielen Reden habe ich jetzt Halsschmerzen“, sagte Bobic und wurde prompt von Trainer Stevens unterbrochen. „Halt, halt, keine Halsschmerzen“, rief der Trainer und lachte los. Jene Worte waren die letzten, die Stevens vor einer Woche von Herthas ehemaligen Stürmer Alex Alves gehört hatte, bevor der am Mittwochabend endgültig Berlin verließ und wieder nach Brasilien heimkehrte.

Fredi Bobic, der neue Stürmer, ist anders als Alves – aber nicht einfacher. Bei seinen früheren Arbeitgebern hatte er auch außerhalb des Platzes selten die Konfrontation gescheut. In Berlin hat der 31-Jährige einen Zweijahresvertrag plus Option auf ein weiteres Jahr unterschrieben, und „ich glaube, dass es auch drei Jahre werden“, sagte Manager Hoeneß. Für Bobic spricht, dass er Tore erzielt. 14 sind es bislang in dieser Saison, und. „wir sind überzeugt, dass er und Artur Wichniarek gut zusammenpassen“, ergänzte Hoeneß. Mit Wichniarek kann sich Bobic schon am Samstag über die Zukunft in Berlin unterhalten. Der polnische Stürmer spielt in Bielefeld, und dort muss Bobic mit Hannover antreten. Wegen Bobic hat Hertha dem Schalker Gerald Asamoah eine Absage erteilt. „Gerald stürmt über rechts, wir brauchen aber einen, der sich zurückfallen lässt und flankt“, sagte Stevens.

Vor zwei Wochen hatte Herthas Manager den ersten „konkreten Kontakt“ zu Bobic. „Wir saßen in meinem Wohnzimmer“, erzählte Hoeneß. „Fredi wollte aber warten, bis Hannover den Klassenerhalt geschafft hat.“ Am Montag sagte Bobic endgültig zu.

In der Hektik hätten sie am Donnerstag fast vergessen, Bobic das neue Hertha-Trikot in die Hand zu drücken. Komplett in weiß wird die Mannschaft spielen, nicht erst in der kommenden Saison, sondern schon am Samstag (15.30 Uhr) im letzten Saisonspiel in Kaiserslautern. Bobic erhält die Nummer 13. Die hat er schon in Hannover getragen, weil die dort niemand haben wollte. „Aber ich halte von Aberglaube und dem ganzen Zeug nichts.“ Bartosz Karwan, der in dieser Saison die Nummer 13 trug, muss sich jetzt eine andere suchen. „Nächste Woche komme ich noch mal her, wegen einer Wohnung und so“, sagte Bobic zum Abschied. Um 19 Uhr fuhr schon wieder sein Zug.

André Görke

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