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Sport: Stürmer-Domino

Werder ersetzt Ailton durch Klose – und Kaiserslautern Klose durch Jancker

Bremen/Kaiserslautern. Ailton sank zu Boden und heulte. Und für die Analysten begann das Nachdenken: Waren das nun Freudentränen, denen der Stürmerstar von Werder Bremen da auf dem Rasen des Münchner Olympiastadions nach dem Abpfiff freien Lauf ließ? Freudentränen über den Gewinn der deutschen Meisterschaft? Oder mischten sich auch Tränen des Abschiedsschmerzes darunter? Ailton verlässt zum Saisonende Bremen, wendet sich Schalke 04 zu. Relativ früh hat Ailton diese Entscheidung getroffen. Zu früh? Werder hat zunächst ein bisschen darüber lamentiert, wie Schalke mit dem Geld um sich schmeißt, dann ist der Klub zum Tagesgeschäft übergegangen und hat sich einen Nachfolger ausgesucht für Ailton. Mirosav Klose soll Ailtons Rolle als Torschütze in der nächsten Saison übernehmen.

Stürmerstar wird gegen Stürmerstar getauscht. Für Werder ein Novum. Bisher war es meist so, dass die Norddeutschen – schon aufgrund geringer finanzieller Mittel – in der Einkaufspolitik auf große Namen verzichteten. Als zum Beispiel Rudi Völler, der heutige Bundestrainer, 1987 von Werder zum AS Rom abwanderte, holten sich die Bremer aus Berlin vom Bundesligaabsteiger Blau-Weiß 90 den den damals eher mäßig berühmten Karlheinz Riedle.

Nun also der Tausch: Ailton gegen Klose, der 27fache gegen den zehnfachen Saisontorschützen. In Kaiserslautern jammern sie über den Verlust. Er sei der „einzig verbliebene Vermögenswert“, sagte FCK-Klubchef Jäggi nach dem 3:2-Sieg der Pfälzer über Wolfsburg. Klose, zuvor lange verletzt, war nach 70 Minuten eingewechselt worden, mit seinem Zutun schaffte Kaiserslautern die Wende in einem schon verloren geglaubten Spiel. Aus dem 1:2 wurde ein 3:2.

Wie einen Heiland hatten Lauterns Fans den 25-Jährigen empfangen. Eine Mannschaft des FCK, die ohne ihn nicht mehr die Kraft zur Aufholjagd aufbringen konnte, ergriff die helfende Hand des Nationalspielers. „Ich habe nur allen gesagt, hier geht noch was“, sagte der Stürmer. Es war ein Abschiedsgeschenk an seinen Klub. Klose treiben aber weniger melancholische Heimatgefühle an. Er verspürt den unbedingten Willen, rechtzeitig für die Europameisterschaft in Form zu kommen. „Dass ich nicht dabei bin, stand für mich nie zur Debatte. Ich hatte einen Fahrplan, und den habe ich ganz genau erfüllt“, sagte der Stürmer.

Als ihn nach der Partie gegen Wolfsburg ein Reporter fragte, ob er sich als zukünftiger Bremer auch als Meister fühle, hatte Klose genug: „Klar habe ich auch auf Bremen geschielt. Dass die Meister geworden sind, ist natürlich etwas Besonderes.“

Es ist paradox: Klose erlebt in dieser Saison in Kaiserslautern Abstiegskampf pur und spielt kommende Saison in der Champions League. Ailton aber, der mit seinen Toren den Bremern maßgeblich zum Titelgewinn verhalf, wird statt in der Champions League wohl im UI-Cup auftreten.

Und Klose half seinem alten Klub mit seinem Einsatz, einen anderen berühmten Namen als Nachfolger verpflichten zu können. Wenn Lautern in der Bundesliga bleibt, und danach sieht es nach dem 3:2 gegen Wolfsburg aus, wird Carsten Jancker im Sommer Klose ersetzen. Der 33fache Nationalspieler, der bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea gemeinsam mit Klose den deutschen Sturm bildete, spielt seit zwei Jahren in Italien bei Udinese. Doch Jancker saß dort meist nur auf der Ersatzbank. „Ich wollte unbedingt in die Bundesliga zurück“, sagte er gestern. Und vielleicht auch in die Nationalmannschaft, in der er zuletzt im Oktober 2002 stand. Vorher muss Jancker aber hoffen, dass Kaiserslautern in der Liga bleibt – und dafür demjenigen Glück wünschen, an dessen Leistungen er gemessen werden wird: Miroslav Klose.

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