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Sport: Sturm ins Glück

Werder Bremen gewinnt dank einer überzeugenden Offensivleistung 1:0 bei Borussia Dortmund

Die Fans von Werder Bremen ließen Tim Wiese hochleben. Einige Minuten nach dem Schlusspfiff feierten sie den Torhüter immer noch. Nach dem 1:0 über Borussia Dortmund sahen sie in ihm den Hauptgewinner unter den Siegern. „Ich fühle mich jetzt als Bremer“, sagte der Torhüter, der lange verletzt gewesen war und erst sein zweites Bundesligaspiel für Werder bestritten hatte. Da die Bremer in der Abwehr zuweilen bedenklich wackelten, bekam Wiese einiges zu tun und trug dazu bei, dass die Bremer sich nach einem kleinen Tief mit einem Auswärtssieg auf das Champions-League-Heimspiel am Mittwoch gegen Juventus Turin einstimmen konnten.

Am Ende überwog bei Werder die Freude über die – bis zur Pause – starke Offensivleistung, auch wenn der anfängliche Sturm und Drang die Schwächen der Verteidiger nicht zu kaschieren vermochte. „Die Mannschaft hat viel richtig gemacht“, sagte Trainer Thomas Schaaf. „Aber sie kann noch zulegen.“ Das wird sie auch müssen, vor allem in der Defensive, in der Werder oft in Bedrängnis geriet. Die Italiener werden vermutlich nicht so oft ins Abseits laufen wie die Borussen, die von Schiedsrichter Markus Merk insgesamt zwanzig Mal zurückgepfiffen wurden.

Die Bremer starteten vor 75 200 Zuschauern so schwungvoll wie eine Heimmannschaft. Es hatte den Anschein, als wollten sie nicht nur ihre Gegenspieler im Dortmunder Stadion beeindrucken, sondern auch die Mannschaft von Juventus Turin. „Wir haben den Biss und die Aggressivität gezeigt, die uns zuletzt gegen Kaiserslautern gefehlt haben“, sagte Schaaf. Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller bekam schon früh reichlich zu tun. Allein in der ersten Viertelstunde besaßen die Bremer vier Chancen, in Führung zu gehen. Werders Offensive wäre nach dem Geschmack von Miroslav Klose gewesen. Nach dreiwöchiger Verletzungspause hat der Nationalstürmer zwar das Training wieder aufgenommen, doch für eine Rückkehr ins Aufgebot war es am Samstag noch zu früh. „Wir hoffen, dass er gegen Juventus dabei ist“, sagte Schaaf. Sicher sei Kloses Einsatz jedoch nicht.

Die Dortmunder brauchten 25 Minuten, um sich vom Druck der Bremer zu befreien. Dann aber bekamen auch sie ihre Chancen. Die Borussen profitierten bei Gegenstößen von der offensiven Spielweise der Bremer, die bei ihrem Sturmlauf ein hohes Risiko eingingen. Die Abwehrspieler rückten oft zu weit auf. Oft, aber nicht immer gelang es ihnen, rechtzeitig den entscheidenden Schritt zu machen, um die gegnerischen Stürmer ins Abseits laufen zu lassen. So bekam auch Tim Wiese im Werder Tor die Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Einmal rettete er sogar mit einer mutigen Kopfballabwehr. Gegen einen wuchtigen Schuss von Florian Kringe hätte jedoch auch Wiese nichts ausrichten können. Der Ball prallte gegen den Pfosten.

Auch nachdem die Borussen ins Spiel gefunden hatten, blieben die Bremer zunächst angriffslustig – und belohnten sich für den Mut, der sie bis dahin ausgezeichnet hatte. Ivan Klasnic, der trotz einer Erkältung dabei war, erzielte in der 37. Minute den Führungstreffer und bestrafte die Nachlässigkeit der Dortmunder Abwehr. Sie hatte Patrick Owomoyela, den offensiven Verteidiger der Bremer, bei der Vorarbeit gewähren lassen. Auf der Gegenseite verpasste Tomas Rosicky kurz vor der Halbzeitpause die Chance, ausgeglichene Verhältnisse zu schaffen.

Mit der Führung im Rücken überließ Werder den Dortmundern in der zweiten Halbzeit die Initiative. Die Heimmannschaft wurde meist dann gefährlich, wenn David Odonkor auf dem rechten Flügel seine Schnelligkeit zur Geltung bringen konnte. Nachdem der Sprinter die unaufhörlich auf Abseits spielende Abwehr wieder einmal überlaufen hatte, bot sich Ebi Smolarek die größte Chance zum Ausgleich. Der Pole stand dort, wo ein Mittelstürmer hingehört, traf aber aus wenigen Meter Entfernung nur den Pfosten des Bremer Tores. „Wenn man solche hundertprozentigen Chancen hat, muss man eigentlich gewinnen“, sagte der enttäuschte Dortmunder Trainer Bert van Marwijk. Im Gegenzug meldeten sich auch die Bremer zurück. Nelson Valdez hatte im Strafraum freie Schussbahn, scheiterte aber an Weidenfeller. Mit Blick auf das Spiel gegen Turin äußerte sich Schaaf zufrieden. Seine Mannschaft habe zwar manch heikle Situation überstehen müssen, „aber Siege geben Selbstvertrauen, dieses Spiel hat uns nicht geschadet“.

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