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Ratlosigkeit in Stuttgart.

© dpa

Stuttgart - Nürnberg: Willenlos und bloßgestellt

Der VfB Stuttgart spielt desolat und stürzt weiter in die Krise. Die Mannschaft von Bruno Labbadia verliert zu Hause gegen Nürnberg 1:4.

Als sich die Stuttgarter Spieler um viertel nach fünf aufmachten zum Trauermarsch in die Untertürkheimer Kurve der schwäbischen Arena, waren sie wohl überrascht. Nach einer katastrophalen Leistung und einem 1:4 gegen den 1.FC Nürnberg hatten sie bestimmt mit Pfiffen und wüsten Beschimpfungen gerechnet. Vor den Fans angekommen, schlug den Stuttgartern jedoch vor allem Schweigen entgegen. Ein Fan war über den Zaun geklettert, andere gestikulierten wild auf der Balustrade, die Mehrheit stand wie angewurzelt da und schwieg ohnmächtig.

Wie es der VfB Stuttgart nach der 13. Saisonniederlage noch schaffen will, den zweiten Abstieg der Vereinsgeschichte zu verhindern, konnte auch die sportliche Leistung nicht sagen. Bruno Labbadia richtete den aufmunternden Appell an seine Spieler, wieder aufzustehen. Der Cheftrainer schien die Ruhe selbst und sagte, „es wäre der größte Fehler, jetzt auf die Spieler einzuschlagen“. Und Manager Fredi Bobic meinte, es sei ihm lieber Mal „so eine Klatsche zu kassieren“ als sich über knappe Niederlagen zu ärgern. „Es ist schon die ganze Zeit fünf vor zwölf.“ Beide wollten bei ihrer Mannschaft viel Bereitschaft zur Gegenwehr und teilweise sogar guten Fußball gesehen haben.

Auf dem Rasen konnte man das mit viel gutem Willen allenfalls die ersten zehn Minuten entdecken. Danach sah vieles nach einer Vorführung für eine Mannschaft aus, die in ihre Einzelteile zu zerfallen schien und es nie schaffte, den Gegner vor schwer lösbare Fragen zu stellen. Labbadias Taktik jedenfalls, mit nur einem Sechser zu spielen, und Elson als zusätzliches spielerisches Element aufzubieten, schlug fehl. Die Franken konnten sich zu schnell auf die ungewöhnliche Stuttgarter Taktik einstellen.

„Wir sind ein unbequemer Gegner“, sagte Nürnbergs Dieter Hecking nach den Treffern von Timmy Simons und Julian Schieber sowie Timothy Chandler und Mehmet Ekici. Patrick Funk war kurz vor der Pause der 1:2-Anschlusstreffer gelungen. „Das 0:2 hat uns aus der Bahn geworfen“, berichtete Cacau, trotzdem denke man nicht an Abstieg. Woher der Stürmer seinen Optimismus nimmt, blieb ein Geheimnis. Auch Verteidiger Serdar Tasci fiel durch kaum nachvollziehbare Zuversicht auf. Man habe noch die Chance, alles aus eigener Kraft zu schaffen.

Dazu ist am Donnerstag in der Europa League in Lissabon und in den beiden Auswärtsspielen in Leverkusen und Frankfurt eine enorme Leistungssteigerung nötig. Gegen Nürnberg entglitt dem VfB die Partie nach zehn Minuten. Timmy Simons konnte unbedrängt aus 20 Meter schießen und überwand Sven Ulreich mit einem Flachschuss. Nürnberg setzte den VfB mit frühen Angriffen unter Druck, der mit der Strategie nicht gut zurechtkam. Leidenschafts- und ideenlos kassierte Stuttgart das 0:2. Leihspieler Schieber, der zur kommenden Saison zum VfB Stuttgart zurückkehren muss, verkniff sich jeglichen Torjubel. Nürnberg hätte das Spiel in der ersten Hälfte entscheiden können, ließ aber zu viele Chancen aus. Die Entscheidung holte Nürnberg jedoch nach. Der überragende Schieber legte nach 50 Minuten quer auf Chandler, der der VfB-Abwehr mühelos davonlief. Stuttgart versank nun im Chaos und Ekici traf gut zehn Minuten später noch zum 1:4 .

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