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Sport: Stuttgart - Wolfsburg: Endlich wieder schmutzige Trikots

Da standen sie vor ihren roten Stühlen am Spielfeldrand und zitterten im Akkord. Sie brüllten ihre Angst heraus.

Da standen sie vor ihren roten Stühlen am Spielfeldrand und zitterten im Akkord. Sie brüllten ihre Angst heraus. "Weg mit dem Ding!" Trainer Felix Magath, Manager Rolf Rüssmann, die Stuttgarter Ersatzspieler, alle erregt, angespannt und aufgeregt. Ein paar Sekunden noch. Der Ausgleich, jetzt kurz vor dem Ziel, das wäre wie eine Katastrophe gewesen. Kurz vor halb sechs dann schnellten ihre Körper in die Höhe. 2:1. Freudensprünge, lachen, prusten, Händeschütteln. Wolfsburg geschlagen. Wieder Luft zum Atmen im Tabellenkeller. Der VfB Stuttgart feierte den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze nach Wochen der Depression fast wie eine Wiedergeburt.

"Wir haben eine gute Reinigungsfrau, die kriegt das wieder hin", freute sich Rüssmann. Endlich liefen sie wieder einmal mit verdreckten Trikots vom Feld. Und obwohl Adhemar, dieser kleine Kerl aus Brasilien, schon nach 70 Sekunden mit einem Freistoß zum 1:0 traf, "hatten wir die Nerven nicht im Griff. Wir hatten Angst, das eben Erreichte wieder zu verlieren", sagte Magath. Wolfsburgs Torwart Claus Reitmaier half mit seinem Patzer: "Was man nicht sieht, das kann man nicht halten."

Die Schwaben schafften den glücklichen Sieg. Auch, weil der neue Trainer seine Rolle als Feuerwehrmann und Retter perfekt spielte. Spaß im Training trotz der Schinderei und neue Gesichter auf dem Feld, die selbst Manager Rüssmann neu waren. "Jens Todt, den kannte ich nur vom Grüßen auf dem Gang, auch der Seitz, der war neu." Magath hatte sie wieder hervorgekramt, frei nach dem Motto: Mache alles anders als dein Vorgänger, dann liegst du richtig.

Hinten gewann die Abwehr um den starken Soldo, den kompromisslosen Marcelo Bordon die Partie und vorne half "Gott". Der, so ist der 1,67 Meter große Adhemar überzeugt, hat auch diesmal geholfen, als er zuerst mit der Hand den Ball weiterleitete und dann ein paar Sekunden später ins Netz schoss. 2:0, 61. Minute. "Das war wichtig für mich und die Mannschaft", übersetzte die Dolmetscherin. "Wir stehen nicht ab", sagte er selbst auf Deutsch.

Als alles erledigt schien, da kamen die Wolfsburger doch noch einmal. Gefällig im Mittelfeld, mit einem überragenden Patrick Weiser auf dem Flügel, aber zu unentschlossen vor dem Tor. Erst Jürgen Rische brachte Stuttgart noch einmal ins Wanken. 2:1. Der Anschluss in der 86. Minute. Das große Zittern begann. Ball weg. Je weiter desto besser. "Ich habe Verständnis dafür", sagte Magath. "Uns fehlt die Sicherheit, es war halt zweckmäßig." Es wird ein langer Weg.

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