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Süperlig: Daums "Jahrhundert-Blamage"

Vor zwei Wochen schien die Fußballwelt für Fenerbahce Istanbul und seinen Trainer Christoph Daum noch in Ordnung. Doch aus den Titel-Träumen wurde ein Albtraum.

Istanbul - Nach Pokal und Meisterschaft, die wie nie zuvor zum Greifen nahe waren, wollte der türkische Traditionsverein endlich auch die Champions League aufmischen - sein 100-jähriges Bestehen im Jahr 2007 so richtig feiern. Doch daraus wurde nichts. Mit blankem Entsetzen reagierten die Fans, als sich das Daum-Team nach der Niederlage im Pokalfinale gegen Stadtrivalen Besiktas (2:3) am Sonntagabend auch noch den Meistertitel vor der Nase wegschnappen ließ - ausgerechnet vom Erzrivalen Galatasaray.

«Blamage des Jahrhunderts», schrieb am Montag die türkische Zeitung «Sabah». Noch nie zuvor in der Geschichte der türkischen «Süperlig» habe ein Verein den zum Greifen nahen Titel noch in der letzten Begegnung verspielt. Während Galatasaray sein Spiel gegen Kayserispor souverän mit 3:0 gewann, war Fenerbahce gegen Denizlispor nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Für Daum hatten die türkischen Sportblätter am Montag nur noch warme Abschiedsworte parat. «Güle Güle (Auf Wiedersehen), Christoph» oder «Elveda (Leb Wohl), Herr Daum», lauteten die Schlagzeilen.

Daums Tage am Bosporus scheinen gezählt

Der 52 Jahre alte Coach, durch beständige Kritik türkischer Kommentatoren ohnehin angeschlagen, entschwand am Sonntagabend wortlos mit dem Taxi, nachdem das geschlagene Team am Flughafen von Istanbul eingetroffen war. Dass seine Tage am Bosporus gezählt seien, daran bestand für die meisten türkische Blätter am Montag kein Zweifel mehr. «Ob Daum an der verpassten Meisterschaft schuld ist oder andere Gründe den Ausschlag gaben, darüber zu diskutieren ist sinnlos geworden», schrieb das Massenblatt «Hürriyet».

Daum werde hinwerfen, war sich auch die «Bild»-Zeitung sicher, die dafür sowohl sportliche als auch gesundheitliche Gründe anführte. Noch in dieser Woche werde der 52-Jährige, der an schmerzhafter Arthrose leidet, in München an der Hüfte operiert. «Eine Heilung könnte bis Dezember dauern. Das ist einem Club wie Fenerbahce nicht zuzumuten», sagte Daum der «Bild». Nach drei Jahren bei Fenerbahce macht sich Daum kaum mehr Illusionen, mit dem türkischen Club in Europa groß herauskommen zu können: «Nur sechs Ausländer sind ein krasser Nachteil in der Champions League. Dennoch will Fener dort Erfolg. Das kann ich unter diesen Voraussetzungen aber nicht stemmen.» (Von Ingo Bierschwale, dpa)

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