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Sport: Szenen einer Realsatire

Wie Schalke nach dem 3:7 im Pokal den Alltag bewältigt

Gelsenkirchen. Am Tag danach war die Ratlosigkeit bei zwei Betroffenen nicht so groß, wie das eigentlich zu erwarten war. Schalkes Manager Rudi Assauer und sein Trainer Jupp Heynckes zeigten sich ungerührt, und das konnte selbst einer ihrer Spieler nicht verstehen. Nach der 3:7-Niederlage beim SC Freiburg in der zweiten Runde des DFB-Pokals wich Torhüter Frank Rost von den auswendig gelernten Texten ab, die von den Profis sonst schon so gerne aufgesagt werden. Er müsse sich „wohl daran gewöhnen, in der Schießbude der Liga zu stehen“, sagte Rost. „Ich bin hier das ärmste Schwein, das war einer der schwärzesten Tage meiner Karriere.“

Während die aktuelle Schalker Besetzung auf dem Rasen ihren Einsatz verpasst hatte, präsentieren sich Trainer und Manager als passable Schauspieler, die ihren Text beherrschen. Man hätte meinen können, Heynckes und Assauer glaubten, was sie redeten. Der Trainer sagte, seine Mannschaft habe in Freiburg „105 Minuten lang ein gutes Spiel gezeigt“. Er habe trotz der am Ende hohen Niederlage „Fortschritte gesehen“. Vorwerfen könne er der Mannschaft nur, dass sie das 3:2 in der regulären Spielzeit nicht gehalten habe. „Eine clevere Mannschaft muss das nach Hause bringen.“

Heynckes hatte den Niedergang selbst eingeleitet. Beim Stand von 3:2 für Schalke schickte er Gustavo Varela auf den Platz, offenbar in der Absicht, dem lange verletzten Mittelfeldspieler vor der Bundesligapartie an diesem Samstag gegen Bayern München Spielpraxis zu verschaffen. In der Verlängerung beging Varela ein Foul, das mit einem Elfmeter für Freiburg und einem Platzverweis bestraft wurde. Nach dem Strafstoß zum 4:3 für Freiburg nahm das Unheil für Schalke seinen Lauf. Mit acht Feldspielern – Rodriguez war verletzt ausgeschieden – gelang es der Mannschaft von Heynckes überhaupt nicht mehr, Frank Rosts Tor zu verteidigen. Der bemitleidenswerte Torwart musste noch drei weitere Treffer hinnehmen. „Am Ende war es ein Schlachtfest“, sagte Rost.

Als gestern ein Boulevardreporter den Manager mit dem Begriff Schlachtfest konfrontierte, fiel Rudi Assauer vor Entrüstung fast die Zigarre aus der Hand. „Schlachtfest?“, sagte Manager Aussauer empört. Wenn er so etwas höre, könne er nur sagen, „das ist einfach blöd, dumm, primitiv“. Unter den gegeben Umständen sei es „doch normal, wenn die Mannschaft nach dem 3:5 auseinander fliegt“. Erst nach dieser Replik nannte der Reporter den Torhüter als Quelle, und Assauer kündigte an, mit Rost darüber sprechen zu wollen. Die Szenerie in der Arena Auf Schalke bekam gestern Züge einer Realsatire. Mit einem Mal meldete sich Jupp Heynckes wieder zu Wort. Zuvor hatte der Trainer einige Minuten geschwiegen. Frank Rosts Tirade sei „eine ganz normale Reaktion nach so einem Spiel“, sagte Heynckes. „Es ist doch klar, dass ein Torwart mit solchen Ambitionen, der überehrgeizig ist, deprimiert und sauer ist.“ Nach dem 3:5 hätten es Rosts Vorderleute nicht verstanden, „auf Ergebnisverwaltung zu spielen“. Alles halb so schlimm also.

In die allgemeine Schalker Kakophonie hinein verkündete Manager Rudi Assauer dann auch noch, dass der Verein an dem Ziel festhalten werde, sich für den Europapokal zu qualifizieren, notfalls wieder über den „Hilfswettbewerb UI-Cup“. Und schon wieder vertrat Torwart Frank Rost eine andere Meinung. Ihm sei von Anfang an klar gewesen, dass Schalke erst einmal vierzig Punkte holen müsse. „Alles andere sind Träume“, sagte Frank Rost.

Ausgerechnet in dieser Situation tritt am Samstag der FC Bayern München bei Schalke 04 an. Der deutsche Rekordmeister hat lange nicht in Gelsenkirchen gewonnen. Doch für Rost ist die Statistik kein Argument. „Die Bayern sind doch drei Klassen stärker als Freiburg“, sagt der Torhüter.

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