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Sport: Tabellenführer für 27 Minuten

Trotz früher Führung durch Andrej Woronin muss sich Hertha BSC mit einem 1:1 in Bielefeld zufrieden geben und verpasst den Sprung an die Spitze der Bundesliga

Der Block für die Gästefans in Bielefeld ist nicht gerade ein Muster an Gemütlichkeit. In einen schmalen Streifen ganz am Rand der Nordtribüne waren die Anhänger von Hertha BSC gestern Abend eingepfercht. Aber die Berliner machten sich ihr Zuhause so heimelig wie nur möglich. Beim Einlaufen der Mannschaften entzündeten sie ein Meer von Wunderkerzen. Herthas Block funkelte, als wäre schon wieder Weihnachten. Freudige Erwartung hatte den Berliner Anhang erfasst: Mit einem Sieg hätte Hertha BSC die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga erobert. Doch gegen Arminia Bielefeld reichte es nur zu einem 1:1 (1:1)-Unentschieden. Seit mehr als sechs Jahren warten die Berliner nun schon auf einen Sieg in Bielefeld.

Die Berliner begannen auf der Alm wie eine Mannschaft, die einen Lauf hat. Wie schon vor einer Woche gegen Frankfurt gingen sie mit dem ersten Torschuss in Führung. Die Arminen machten es ihrem Gegner allerdings auch erschreckend einfach. Herthas Torhüter Jaroslav Drobny schlug kurz vor dem eigenen Strafraum einen Freistoß in die Bielefelder Hälfte, der Ball flog über die gesamte Abwehr der Gastgeber in den Lauf von Andrej Woronin, der Ukrainer ließ den Ball noch zwei Mal aufspringen und vollendete dann mit einem präzisen Schuss ins lange Eck.

Hertha musste erneute einige Ausfälle kompensieren. Diesmal fehlte Trainer Lucien Favre mit Marko Pantelic, Gojko Kacar und Arne Friedrich eine komplette Achse. Friedrich, der wegen Rückenproblemen seit Dienstagnachmittag nicht mehr hatte trainieren können, sagte auch seine Teilnahme am Länderspiel am Mittwoch gegen Norwegen ab. Und die Personalprobleme für die Berliner werden nicht kleiner: In einer Woche, im Spitzenspiel gegen die Bayern, wird auch Cicero fehlen. Der Brasilianer sah in der zweiten Hälfte wegen Meckerns seine fünfte Gelbe Karte.

In Bielefeld rückten Leandro Cufré und Kaka neu in Herthas Mannschaft, darüber hinaus würfelte Favre auch die taktische Ausrichtung erheblich durcheinander. Die Abwehrreihe verminderte er von einer Vierer- zur Dreierkette, Marc Stein und Cufré besetzten die etwas vorgezogenen Außenpositionen, Patrick Ebert und Raffael betätigten sich als Grenzgänger zwischen Mittelfeld und Sturm. Das Experiment brach Favre aber bereits in der Halbzeit ab. Cufré musste nach der Pause draußen bleiben, der Schweizer stellte wieder auf Viererkette um und brachte mit Chermiti einen zweiten Stürmer.

Der Argentinier Cufré lieferte bei seinem Debüt in der Startelf einen beschämenden Auftritt ab. Ihm unterlief ein Fehler nach dem anderen, vor allem in der Defensive wirkte Cufré erschreckend unbedarft. Herthas Neuverpflichtung begünstigte auch den Ausgleich der Bielefelder durch Artur Wichniarek kurz vor der Pause. Nach einer weiten Flanke von Radim Kucera aus dem Halbfeld leistete Cufré dem Polen allenfalls symbolische Begleitung. Wichniarek konnte an Herthas Fünfmeterraum mehr oder weniger unbedrängt zum Kopfball hochsteigen. Wie schon im Hinspiel erzielte er das 1:1 und holte die Berliner schon nach 27 Minuten wieder von der Tabellenspitze. Wichniarek hat nun zwölf der achtzehn Bielefelder Saisontore erzielt.

Bis dahin hatten die Berliner das Spiel trotz einer hohen Fehlerquote einigermaßen unter Kontrolle. Den Bielefeldern fehlte die Klasse, um die Berliner wirklich in Gefahr zu bringen. Allerdings strotzte auch Herthas Offensivspiel nicht gerade vor Erfindungsgeist. Trotzdem hätte Andrej Woronin nur fünf Minuten nach seinem Führungstreffer beinahe das 2:0 erzielt. Nach einem klugen Pass von Maximilian Nicu stand er erneut in halbrechter Position frei vor Bielefelds Torhüter Dennis Eilhoff. Woronins lupfte den Ball über Eilhoff hinweg, den zweiten Treffer des Ukrainers verhinderte nur die Querlatte.

Nach der Pause sollte der emsige Woronin Unterstützung durch Amine Chermiti bekommen. Hertha aber sah sich nun vor allem in der Defensive beschäftigt. Bielefeld kam zu einigen Chancen. Erst in der Schlussphase spielten die Berliner wieder nach vorn und kamen durch Nicu und Chermiti noch zu zwei guten Möglichkeiten. „Ich bin mit dem 1:1 nicht unzufrieden“, sagte Favre. „Bielefeld ist keine schlechte Mannschaft.“

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