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Angela Maurer

© AFP

Täglich früh: Was in der Nacht geschah: Geburt der Anti-Steffen

Jeden Morgen früh um acht Uhr hier: die Rückschau auf die Nacht. Heute mit einer ganz speziellen Heldin im Schwimm-Marathon.

Oh, was hat sie sich gefreut, als bekannt wurde, dass ihre Sportart dabei ist. Langstreckenschwimmen. Bei den Olympischen Spielen. Davon hatte Angela Maurer nicht einmal gewagt zu träumen, als sie 1989 Europameisterin der Jugend wurde. Angela Maurer ist seit fast 20 Jahren dabei. Maurer, mit ihrer Randsportart 2003 immerhin Sportlerin des Jahres in Hessen, hat die Professionalisierung des Langstreckenschwimmens erlebt und geprägt: 25 Kilometer, 10 Kilometer, 5 Kilometer, Angela Maurer hat sich schon über jede Distanz durch offene Gewässer gequält. Die 10 Kilometer sind jetzt olympisch. 10 Kilometer Schwimmen, dafür brauchen die Top-Athletinnen knapp zwei Stunden, etwas weniger als die Marathon-Läufer auf der Straße. Marathon-Schwimmen nennt man das Langstreckenschwimmen deshalb auch. Und darin wollte die 38-Jährige gestern Nacht eine Medaille holen. Schließlich ist sie schon unzählige Male Dritte geworden bei Weltmeisterschaften.

Die Schwimmerin weint bitter

Aber: Es hat nicht gereicht. Bitter geweint hat Angela Maurer deshalb, als sie im Ziel war. 0,9 Sekunden haben ihr gefehlt auf Cassandra Patten aus Großbritannien. 0,9 Sekunden, das ist nichts bei einem Rennen über fast zwei Stunden. Umgerechnet hat Maurer eine Medaille sogar noch knapper verpasst, als Britta Steffen ihre Medaille über 50 Meter Freistil gewonnen hat. Die Berlinerin Steffen war um eine Hundertstelsekunde schneller als die 41 Jahre alte Amerikanerin Dara Torres aus den USA. Hochgerechnet auf 10 Kilometer wären das ganze zwei Sekunden Vorsprung gewesen. Tja, in Steffens Fall hatte das deutsche Team Glück, viel größeres Pech aber hatte die Mannschaft gestern im Fall von Angela Maurer. Der Anti-Steffen, sozusagen.

Angela Maurer hat dieses schöne Sprichwort einmal benutzt: "Wer auf dem Meer gewesen ist, scheut sich nicht vor Pfützen." Eine Weisheit aus Russland, dem Land der Siegerin von heute Nacht, Larissa Iltschenko. Iltschenko war genau 4,2 Sekunden schneller als Maurer. Es wäre gemein zu sagen: eine Pfütze schneller.

Die Beinamputierte Natalie du Toit schwimmt auf Platz 16

Den größten Sieg im Marathon-Schwimmen aber feierte Natalie du Toit aus Südafrika. Die Südafrikanerin, die 2001 bei einem Motorradunfall das linke Bein verloren hatte, schwamm auf Platz 16 - ohne Prothese. Gänzlich zufrieden aber war die 24-Jährige mit ihrem Olympia-Debüt nicht. „Ich habe mehr drauf", sagte sie. Du Toit hatte sich mehr ausgerechnet. Zwölf Tage nach den Olympischen Spielen finden in Peking übrigens die Paralympics statt: Vom 6. bis 17. September kämpfen die besten behinderten Sportler um Medaillen.

Noch ein Anti-Held: im Taekwondo

Allzu viel mehr ist aus deutscher Sicht gestern Nacht nicht passiert. Naja, Levent Tuncat aus Duisburg-Hamborn hat das Viertelfinale beim olympischen Taekwondo-Turnier verpasst. Der 20 Jahre alte Europameister verlor am Mittwoch seinen ersten Kampf im Fliegengewicht überraschend gegen den Afghanen Rohulla Nikpai mit 3:4 Punkten. Ein Punkt von sieben. Eine Welt. Tuncat sieht das sicher anders.

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