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Sport: Tage des Tigers

Titelverteidiger Woods prägt die US Open der Golfer

Los Angeles. Der Mai gehörte Annika Sörenstam. Für viele ist sie die weibliche Antwort auf Tiger Woods. Jetzt ist der Champion wieder am Zug. Oder wie ein amerikanischer TV-Moderator freudestrahlend verkündete: „Es ist die Zeit des Tigers.“ Tiger time.

Eldrick Woods, den sie alle nur Tiger nennen, wird bei den 103. US Open Championships im Olympia Fields Country Club (US-Bundesstaat Illinois) wieder im Blickpunkt stehen. Vom ersten Abschlag an in der Nacht zum Freitag wird der Amerikaner von der Konkurrenz gejagt und von den Fans verfolgt. Der Titelverteidiger ist das Maß aller Dinge, wenn 156 Golfer (146 Profis, 10 Amateure) beim zweiten Major-Turnier des Jahres um sechs Millionen Dollar Preisgeld kämpfen.

Der Weltranglistenerste strauchelte in den vergangenen Wochen ein wenig, aber das macht ihn umso gefährlicher. „Ich mag es, wenn die Leute gelegentlich an meinen Fähigkeiten zweifeln“, sagt Woods, der nach einem hervorragenden Start ins Golfjahr mit drei Siegen auf der PGA-Tour unerwartet seinen Instinkt verlor. Beim Masters in Augusta landete er auf Rang 15, danach blamierte er sich mit einem 27. Platz in Hamburg, vor zwei Wochen beim Memorial-Turnier (PGA) reichte es nur zu Rang vier. Zum Abschluss aber spielte er eine grandiose 65er-Runde – viele Experten rechnen damit, dass der 27-Jährige jetzt bei den US Open zur alten Leistungsstärke zurückfindet.

Großer Stress auf harten Grüns

Die Zuversicht von Woods’ Anhängern basiert auf dem Kurs, der mit seiner Länge von 7190 Yards dem Titelverteidiger überaus gelegen kommt. Man muss den Ball gerade und weit abschlagen, die knöcheltiefen Roughs vermeiden sowie knallharte Grüns meistern. „Es ist der härteste Test, physisch wie mental“, sagt Woods, „bei jedem Schlag ist der Stress enorm groß.“ Vor drei Jahren gewann Woods die US Open 2000 in Pebble Beach mit 15 Schlägen Vorsprung, im vergangenen Jahr hielt er die begehrte Trophäe in Bethpage Black erneut nach einem Start-Zielsieg in die Höhe. Gelingt ihm jetzt der dritte Coup? „Er ist mental der Stärkste von uns allen“, sagt der Amerikaner Mark O’Meara über den Favoriten.

Und doch hat die Konkurrenz Woods selbstbewusst herausgefordert. Davis Love III. und Masters-Champion Mike Weir, die die PGA-Geldliste anführen, haben in diesem Jahr bereits dreimal gewonnen. Der kanadische Volksheld Weir träumt sogar vom Grand Slam – dem Gewinn aller vier Major-Turniere des Jahres: „Wenn alles perfekt läuft und die Sterne gut stehen, kann es passieren.“ Dazu kommt ein selbstbewusster Ernie Els, der bereits zwei Triumphe bei den US Open feiern konnte. „Es ist ohne Frage das schwierigste aller vier Major-Turniere“, sagt der Südafrikaner. Auch der Inder Vijay Singh und der Amerikaner Kenny Perry, der zuletzt auf der PGA-Tour das Colonial und Memorial für sich entschied, gehören zum Favoritenkreis. Da der Olympia Fields Country Club zuletzt 1928 Ausrichter der US Open war, verglich die „Los Angeles Times“ das Major-Turnier auf dem anspruchsvollen Kurs mit einem Pop-Quiz. Niemand weiß, wer am Sonntag gewinnen wird. Aber Tiger Woods hält wie immer die meisten Trümpfe in der Hand.

Bernhard Langer geht das Turnier bescheidener an. Nach längerer Formkrise hat sich der Deutsche zwar mit einem bemerkenswerten fünften Platz bei den Capital Open zurückmeldet, doch die Plätze bei den US Open, sie liegen ihm nicht so recht. Als erstes Ziel hat er sich deshalb den Cut gesetzt, „dann sehen wir weiter“. Der Cut, die Qualifikation für die beiden Schlusstage, wäre auch ein Erfolg für Alex Cejka. Der Münchner kam als zweiter Deutscher über die Qualifikation in das Hauptfeld der US Open.

Stefan Liwocha

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