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Sport: Taktiker unter sich

Juan Carlos Betancur und Julie Glass heißen die Sieger beim Berliner Skater-Marathon

Berlin. Die Parallele führt ins Jahr 1981 zurück. Damals fand der Berlin-Marathon zum ersten Mal auf den Straßen der Innenstadt statt. Die Polizei war skeptisch, doch die Veranstalter setzten sich durch – und der Berlin-Marathon war auf Anhieb ein Erfolg mit damals rund 3500 Läufern und 150 000 Zuschauern. Seit 1997 sind auch die Inline-Skater in den Berlin-Marathon integriert. Gestern nun wurde dieser Wettbewerb zum ersten Mal separat veranstaltet. Es gab kritische Stimmen im Vorfeld, doch der Erfolg dieses Inline-Skater-Rennens war außergewöhnlich und übertrifft den aus dem Jahr 1981 sogar noch. Dass 9612 Athleten diesen Skater-Marathon zum größten der Welt machen würden, stand schon vorher fest. Dass aber nach unterschiedlichen Schätzungen rund 200 000 Zuschauer an der Strecke standen und den Skater-Marathon trotz der Verkehrsbehinderungen genauso enthusiastisch verfolgten wie das Läufer-Rennen, war eine Überraschung.

„Es gab natürlich auch bei uns Skepsis. Wir hatten eine neue Strecke und wussten nicht, ob die Zuschauer einen Tag vor den Läufern auch zu den Skatern kommen würden. Aber jetzt sind wir überwältigt von diesem Erfolg“, sagte Cheforganisator Horst Milde und fügte hinzu: „Wir haben mit der Polizei lange Zeit kontrovers über dieses Rennen diskutiert. Aber jetzt haben wir zusammen mit der Polizei eine große Veranstaltung organisiert, die internationale Maßstäbe setzen wird.“

Die Sieger des gestrigen Rennens heißen Juan Carlos Betancur (Kolumbien) und Julie Glass (USA), die nach einem Endspurt in 1:02:03 beziehungsweise 1:11:28 Stunden gewannen und sich die Siegprämien in Höhe von 5000 Euro verdienten. Dass die Sieger aus Kolumbien und den USA kamen, war keineswegs Zufall. Diese beiden Nationen gelten als die derzeit leistungsstärksten im Inline-Skating. So kam hinter dem Italiener Massimiliano Presti mit Diego Rosero auch ein weiterer Kolumbianer als Dritter ins Ziel. Bei den Frauen belegten zwei US-Amerikanerinnen die nächsten Plätze hinter Julie Glass: Jessica Smith wurde Zweite, Theresa Cliff Dritte. Die besten deutschen Skater waren Christoph Zschaetzsch und Michaela Neuling auf den Rängen 16 (1:02:04) und 15 (1:11:29).

„Wir kommen nicht nur alle aus Amerika, sondern auch alle aus demselben Staat, aus Michigan“, sagte die Siegerin Julie Glass später bezüglich der drei US-Frauen auf dem Siegespodest. Auch die Sieger waren begeistert von dem neuen Berliner Skating-Marathon. „Es war einfach unglaublich. Es ist toll, derart im Mittelpunkt zu stehen“, sagte Julie Glass. Und der Sieger Juan Carlos Betancur erklärte: „Im vergangenen Jahr dachten wir, die Zuschauer kommen nur, um die Läufer zu sehen. Jetzt sind sie gekommen, um uns anzufeuern. Es war eine große Show, und es war eine erstaunliche Erfahrung. Ich bin stolz, hier gewonnen zu haben.“

Die Streckenrekorde von 1:01:08 und 1:08:29 Stunden kamen allerdings nicht in Gefahr. Die Zuschauer erlebten einen Skater-Marathon, der hinsichtlich der Taktik an eine Flachetappe der Tour de France erinnerte. Immer wieder versuchten einzelne Athleten, aus der großen Führungsgruppe auszubrechen. Doch die wie im Radsport in Teams organisierten Skater holten alle Ausreißer wieder ein. So gab es auf der Zielgeraden Unter den Linden vor tausenden Zuschauern einen mitreißenden Endspurt. Neun Skater überquerten binnen einer Sekunde die Ziellinie.

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