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Taktikschule: Freiburg: Die Kunst des langsamen Konterns

Der SC Freiburg, der seit Volker Finkes Zeiten mit schönem Kurzpassspiel assoziiert wird, führt diesen Stil unter Robin Dutt fort und hat sich gleichzeitig in anderen Bereichen weiterentwickelt.

Es ist heutzutage im Spitzenfußball üblich, dass Mannschaften die größte Chance auf ein Tor darin sehen, den Gegner in einem unsortierten Moment zu erwischen, wenn dieser in der Vorwärtsbewegung den Ball verliert. Mit einem schnellen Angriff soll er dann überrumpelt werden, ehe er wieder zu seiner defensiven Ordnung gefunden hat. In diesem Moment entblößt man allerdings selbst seine Abwehr ein Stück weit, weil je nach Situation eigene Spieler auf vielleicht unüblichen Laufwegen aufrücken. Nur ganz große Mannschaften vermögen es, bei der Chance eines Gegenangriffs das dabei entstehende eigene Risiko kleinzuhalten. So kontern der FC Barcelona und die spanische Nationalmannschaft nur sehr selten im klassischen Sinn. Sie behalten nahezu jederzeit die eigene Ordnung, weil sie nicht auf Konter angewiesen sind, um zum Erfolg zu kommen. Mit den beiden besten Spielern der Welt, Xavi und Andres Iniesta, können sie es sich leisten, ihr Spiel mit vielen genauen Pässen auch dann dominant zu entwickeln, wenn der Gegner gut gestaffelt steht. Eine modifizierte Miniaturausgabe dieser Spielweise zeigt derzeit in der Bundesliga der SC Freiburg. Der Aufsteiger, der seit Volker Finkes Zeiten mit schönem Kurzpassspiel assoziiert wird, führt diesen Stil unter Robin Dutt fort und hat sich gleichzeitig in anderen Bereichen weiterentwickelt. So standen die Freiburger bei ihren beiden Auswärtssiegen in Berlin und Schalke defensiv sehr kompakt und sehr tief, der klassischen Ausgangslage also, wenn man vor allem ein Gegentor verhindern will und nur auf den einen Konter lauert. Verliert der Gegner den Ball, greifen die Freiburger meist aber nicht mit langen Bällen an, sondern entwickeln den Angriff mit ihrem guten Passspiel über mehrere Stationen. Wichtig sind dabei die von Dutt so genannten „Verbindungsspieler“ zum Angriff, der derzeit verletzte Jonathan Jäger und Yacine Abdessadki (Foto). Sie sollen – ein kleines bisschen so wie Xavi und Iniesta – den Gegenangriff mit Übersicht und nicht zu hektisch aufbauen.

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