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Taktikschule: Werder Bremen: Der Vorteil als Nachteil und wieder als Vorteil

Unser Taktikexperte Mathias Klappenbach über Werder Bremens Probleme vor dem Spiel am Samstag in Bochum.

In einer Krise wie der von Werder Bremen derzeit wird alles Mögliche infrage gestellt. Manager Klaus Allofs zweifelt an der grundsätzlichen Qualität der Spieler, die Fans an deren Einstellung. Und auch Trainer Thomas Schaaf steht in der Kritik, eine bei Werder höchst ungewöhnliche Situation. Denn Schaaf ist es, der im Laufe der Jahre Bremens attraktive und gleichzeitig erfolgreiche Spielweise fest etabliert hat. Nun hat Bremen aber nicht nur in der Champions League eine Klatsche kassiert, sondern in dieser Saison auch die meisten Gegentore der Liga. Prinzipiell ist Schaafs Mannschaft, die weit aufrückt, die Räume eng macht und dem Gegner überfallartig den Ball abpresst, anfällig für Konter. Gerade wenn ihre riskante Abseitsfalle mit der oft weit vorgerückten Viererkette, die den Raum für den Gegner noch weiter verengt, nicht optimal funktioniert.

Kommen nun viele individuelle Fehler hinzu, überwiegen die Nachteile des Systems, das im Idealfall nach Ballgewinn viele Möglichkeiten für schnelle Angriffe ermöglicht. Nun könnte Schaaf versuchen, in der Krise die Defensive zu stabilisieren, indem er dem zentralen defensiven Mittelfeldspieler Frank Baumann etwa Torsten Frings an die Seite stellt. Das wäre aber gewissermaßen ein Verrat an der eigenen Idee von Fußball. Man kann sich gar nicht richtig vorstellen, dass Werder nicht wie Werder spielt, dass Diego nicht der Spielmacher in einer Mittelfeldraute ist, dass sich die Mannschaft weit zurückzieht und auf den Gegner wartet. Dieser Mangel an Flexibilität und Alternativen erscheint wie ein struktureller Nachteil. Es könnte sich aber gerade als großer Vorteil erweisen, dass Bremen gar nicht in der Lage ist, anders zu spielen. Denn was so lange so gut war, wird nicht so schnell so schlecht.

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