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Taktische Umstellung: Herthas Verkettung

Weil der Mannschaftskapitän Arne Friedrich gegen Dortmund ausfällt, muss sich die Abwehr der Berliner neu aufstellen. Trainer Favre sucht nach dem "Gleichgewicht".

Berlin - Inmitten der Ausgelassenheit, die bei Hertha BSC nach dem Sieg über Duisburg am vorigen Wochenende herrschte, geriet ein Aspekt in Vergessenheit. Es war die fünfte Gelbe Karte für Arne Friedrich. Diese hatte sich der 28 Jahre alte Mannschaftskapitän für ein übertriebenes Tackling an der Mittellinie eingehandelt, weswegen er nun am Freitag in Dortmund zuschauen muss. Dabei gilt es für die Berliner, die Serie von zuletzt vier Spielen ohne Niederlage (drei Siege, ein Remis) auszubauen. Trainer Lucien Favre haderte wegen des Verlustes: „Ich war enttäuscht.“

Inzwischen hat Favre sich mit den Gegebenheiten abgefunden. Der Schweizer weiß, dass die Mannschaft trotz der zurückliegenden Siege nicht gefestigt ist. Der Ausfall Friedrichs könnte nach vier Spielen eine Veränderung der taktischen Grundformation nach sich ziehen. Auf die Frage, ob er in Dortmund von der bewährten Dreier-Abwehrkette auf die Viererkette umzustellen gedenkt, sagt Favre: „Das ist möglich.“

Für gewöhnlich ist der Wechsel für eine eingespielte Mannschaft kein Problem. Hertha BSC aber muss aber noch beweisen, dass das neue System mit der Dreierkette auch unabhängig von den handelnden Personen funktioniert. Oder aber, ob das Team eine Umstellung zurück auf die Viererkette verkraftet. Hertha profitierte zuletzt von der neuen, klaren Organisation auf dem Spielfeld. Die Mannschaft agierte in einer festen personellen Formation. Sicherheit und Vertrauen bezog das Team nicht zuletzt aus dem Umstand, dreimal hintereinander ohne Gegentor geblieben zu sein. Nun fehlen nur noch 58 Minuten ohne Gegentreffer zum vereinseigenen Bundesliga-Rekord.

Für eine Dreierkette braucht man sehr schnelle Abwehrspieler, weil sie mehr Lauf- und Sprintarbeit zu verrichten haben. Sie bietet zudem den Vorteil, dass ein Mann mehr im Mittelfeld steht, der sich um die Spieleröffnung kümmern kann. Allerdings müssen die beiden Mittelfeldspieler, die die Außenbahnen besetzen, vermehrt nach hinten arbeiten. Die Viererkette (zwei Innen-, zwei Außenverteidiger) bietet andere Vorteile. Das Team steht im Feldzentrum kompakter, und die Außenpositionen sind zugestellt. Der Nachteil im Vergleich zur Dreierkette ist, dass ein Spieler im Mittelfeld fehlt – und damit auch für die Balleroberung. Abwehrspieler Malik Fathi, der gegen Dortmund ins Team rücken dürfte, bevorzugt die Viererkette, weil man „als Außenspieler nach vorn gehen kann. Bei einer Dreierkette muss die Mannschaft geschlossen auftreten, dann macht auch sie Spaß“.

Trainer Lucien Favre dagegen ist kein Verfechter der Dreierkette, dem kleinen Bruder der Viererkette. Eigentlich schwebt ihm letztere Variante vor, aber im Moment hilft der durch eine Dreierkette zusätzlich für das Mittelfeld gewonnene Spieler der Mannschaft mehr. „Das hat mit Gleichgewicht zu tun“, sagt Favre. Tatsächlich war die Dreierkette, die Hertha praktizierte, keine reine Dreierkette, sondern eher eine eingeklappte Viererkette. Bei Ballbesitz des Gegners ließ sich jeweils einer der beiden die Außenbahnen besetzenden Mittelfeldspieler zurückfallen.

Herthas Schweizer Abwehrspieler Steve von Bergen ist es „völlig egal“, ob mit Dreier- oder Viererkette gespielt wird. „Hauptsache, ich spiele.“

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