zum Hauptinhalt

Sport: Taler, Taler, du sollst wandern

Dagny Lüdemann hat keine Angst, dass der FC St. Pauli zum Kommerzklub wird

Was Bayern und Schalke können, können wir schon lange, dachten sich wohl die Verantwortlichen beim Zweitligisten FC St. Pauli. Denn gerade haben sie beschlossen und verkündet, einen „Millerntaler“ als neues Zahlungsmittel im Stadion einzuführen. Mit diesen Pokerchips sollen sich die Fans zukünftig Bier und Bratwurst am Millerntor holen. Praktisch, schnell und einfach. So etwas gibt es noch nicht einmal beim schnöden Hamburger SV.

Die Fans dagegen finden die Idee blöd, was zu erwarten war. Sie vermuten hinter der Währungsreform nur Profitgier, denn bei dieser Art des Zahlungssystems gibt es immer ein bisschen Schwund durch nicht eingelöste Chips – zugunsten des Veranstalters. Ist der Kommerz nun auch beim Hamburger Kiezklub angekommen – und das obwohl sich viele Fans nach Kräften dafür stark machen, das linksalternative Image ihres Vereins zu erhalten? Nein.

Im vergangenen Jahr machten es die Fans es dem Vereinspräsidenten Corny Littmann schwer, den Umbau des Millerntorstadions durchzusetzen, zuletzt protestierten sie erfolgreich gegen den Verkauf des Stadionnamens an einen Sponsor. Und auch diesmal besteht eigentlich kein Anlass zur Sorge: Denn hinter dem Millerntaler steckt keine Vermarktungs-Maschinerie mit ausgeklügelter Marketing-Strategie. Profis dieser Branche wäre es schließlich nicht in den Sinn gekommen, zu versuchen, der Zielgruppe „St.-Pauli-Fan“ ohne Begründung modernes Plastikgeld anzudrehen. Nun rudert der Klub zurück. St. Pauli bleibt ein Chaosverein – bis zur Erfindung des „Rettertalers“. Seite 19

Dagny Lüdemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false