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Kommentar: Taschenspieler bei der Fifa?

Immer mehr Verschwörungstheorien ranken sich um die WM-Auslosung. Allein, dass man die Manipulationen der Fifa zutraut, sagt viel über das Image des Verbandes aus, meint unser Autor.

Die Gruppenauslosung bei der Fußballweltmeisterschaft beweist, dass ein Sprichwort nicht unbedingt stimmen muss. So behauptet der Volksmund, dass es sich ganz ungeniert leben lasse, wenn der Ruf erst ruiniert sei. Nun, der Ruf des Fußball-Weltverbandes Fifa ist tatsächlich ruiniert und das Leben ihrer Funktionäre mag auch nicht das schlechteste sein, trotzdem kann die Fifa nicht ungeniert machen, was sie will. Im Gegenteil, sie wird genauestens beobachtet, weil die Öffentlichkeit ihr inzwischen jede Schweinerei zutraut. Zum Beispiel die Manipulation der WM-Auslosung.

Es gibt tatsächlich einige Seltsamkeiten rund um die Auslosung. Warum tauchte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke mit jedem Zettel hinter seinem Pult ab, ehe er ihn der Öffentlichkeit präsentierte? Ihm wäre damit genügend Zeit geblieben, die Zettel per Taschenspielertrick zu vertauschen. Dafür spricht auch, dass seine Zettel sich nicht wieder einrollten wie jene seiner Assistentin Fernanda Lima. Und warum buchte Argentinien Monate vor der Auslosung sein Quartier in Belo Horizonte – ein Standort, der sich nach der Auslosung in Gruppe F als ideal erweisen sollte? Dazu muss man wissen, dass Argentiniens Verbandspräsident Julio Grondona der zweitmächtigste Mann in der Fifa ist. Auch soll einigen Journalisten vorher versichert worden sein, dass Argentinien in Gruppe F landen werde.

Wahrscheinlich sind das alles unwirkliche Verschwörungstheorien. Wenn sie sich als wahr herausstellten, würde der Skandal unvorhersehbare existenzielle Folgen für den Verband haben. Aber allein, dass man die Manipulationen der Fifa zutraut, ist auch schon eine existenzielle Bedrohung für den wichtigsten Sportverband der Welt.

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