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Sport: Teamchef Erich Ribbeck suspendiert den Nationalspieler für die Partie gegen die Schweiz

Teamchef Erich Ribbeck hat Jens Jeremies nach dessen deutlicher Kritik am Zustand der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einen Denkzettel verpasst. Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler von Bayern München wird am 26.

Teamchef Erich Ribbeck hat Jens Jeremies nach dessen deutlicher Kritik am Zustand der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einen Denkzettel verpasst. Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler von Bayern München wird am 26. April beim Länderspiel in Kaiserslautern gegen die Schweiz nicht zum Aufgebot des Europameisters gehören. "Er ist beim Schweiz-Spiel nicht dabei, das heißt aber nicht, dass er für die EM ausgemustert ist", sagte Erich Ribbeck.

Ribbeck hatte Jeremies am Mittwochabend in einem Telefonat verdeutlicht, "dass er mit seiner öffentlichen Kritik unseren Ehrenkodex verletzt hat. Bei uns hat niemand einen Maulkorb." Der Teamchef sagte weiter: "Wenn er etwas zu kritisieren hat, kann er das jederzeit im Gespräch mit mir oder bei der Mannschaftssitzung tun."

Auf einen endgültigen Rauswurf des 22maligen Nationalspielers verzichtete der Teamchef ("Bei einem vergleichbaren Vorgang im Verein wäre eine Geldstrafe verhängt worden"), obwohl Jeremies auch am Donnerstag nicht von seinem Standpunkt abrücken wollte. "Der Zustand der deutschen Nationalelf ist jämmerlich", hatte Jeremies in einem Gespräch gegenüber dem "Kicker" geäußert. "Das Interview wurde so geführt. Dazu stehe ich. Mehr will ich dazu nicht sagen", erklärte Jens Jeremies nach dem Training des FC Bayern München an der Säbener Straße.

Ribbeck wehrte sich jedoch erneut vehement gegen die von Jeremies aufgestellten Behauptungen. "Da bin ich ganz anderer Auffassung. Man kann doch nach dem 1:1 in Kroatien nicht sagen, dass die Mannschaft erbärmlich gespielt hat", sagte Ribbeck und fügte hinzu: "Ich werde meine ganze Kraft in den Dienst der Sache stellen und will bei der Europameisterschaft erfolgreich sein. Wir sind auf einem guten Weg."

Doch 65 Tage vor dem Beginn der Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden vom 10. Juni bis 2. Juli zweifelt dies offensichtlich nicht nur Jeremies an. "Ich verstehe den ganzen Aufruhr nicht. Alles was Jens gesagt hat, ist doch sowieso prinzipiell bekannt. Ich kann nur bestätigen, dass es seit der EM 1996 kein gutes Länderspiel mehr gab. In der Sache hat er Recht", erklärte Verteidiger Markus Babbel von Bayern München.

"Dass die Nationalelf Probleme hat, weiß doch jeder", betonte Nationaltorwart Oliver Kahn. Auch Angreifer Ulf Kirsten von Bayer Leverkusen behauptete, dass doch "irgendwo alle unzufrieden" seien. Selbst Kapitän Oliver Bierhoff hat bereits dezent darauf hingewiesen, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes knapp zwei Monate vor der Europameisterschaft 2000 noch keinerlei Konturen aufweise. Er forderte Ribbeck deshalb auf, spätestens im Testspiel gegen Tschechien am 3. Juni die endgültige Aufstellung für die Europameisterschaft zu präsentieren.

Dass Jeremies in dieser Mannschaft fehlt, kann sich kaum jemand vorstellen. "Dann würden wir einen der wichtigsten Spieler verlieren. Ich glaube nicht, dass Erich Ribbeck sich das leisten kann", sagte Kahn. Auch die Bayern-Verantwortlichen Karl-Heinz-Rummenigge und Uli Hoeneß waren dieser Meinung. Der Manager der Münchner sagte dazu: "Ich gehe davon aus, dass die Besten zur EM fahren und nicht die Handzahmsten."

Er wird wohl Recht behalten, obwohl bis zuletzt einige Äußerungen Ribbecks auf einen endgültigen Rauswurf von Jeremies hingedeutet hatten. Jeder sei zu ersetzen, und gegen Aufmucker sei er knallhart, hatte der Teamchef in einem "Bild"-Interview verkündet. Zudem lasse er sich seine Gruppe nicht kaputt machen. "Mit einer durchschnittlichen Gruppe, die zusammen hält, kann man oft mehr erreichen als mit vielen Stars. Wichtig ist die Mannschaft, und da müssen eben alle persönlichen Interessen zurückstehen", erklärte Ribbeck.

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