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Gewohnte Pose. Olympiasiegerin Tatjana Hüfner konnte in Igls wieder jubeln. Foto: dpa

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Sport: Tempolimit im Eiskanal

Die Rodler starten in die erste Saison nach dem tödlichen Sturz bei den Olympischen Spielen

Auf den ersten Blick sind keine Veränderungen zu erkennen. Die Rodler rasen weiterhin unerschrocken die Kunsteisbahn in Igls hinunter, ein Helm schützt sie vor Kopfverletzungen, ein dünner Anzug dient nicht wirklich als Knautschzone für den Körper. Wie vor dem tödlichen Unfall des Georgiers Nodar Kumaritaschwili am Eröffnungstag der Olympischen Winterspiele in Vancouver. Doch der Schock wirkt weiterhin nach, vor allem bei den Verantwortlichen. „Wir haben eine sehr schwere Zeit hinter uns“, sagt Josef Fendt, der Präsident des Internationalen Rodel-Verbandes (Fil). Er bedankt sich ausdrücklich bei den Athleten und den Trainern für deren Solidarität. Von ihnen seien nach dem Todessturz von Whistler keine Vorwürfe gekommen.

An diesem Wochenende hat in Igls mit dem Sieg von Tatjana Hüfner vor Natalie Geisenberger in der Frauenkonkurrenz die erste Rodelsaison nach dem tödlichen Unfall begonnen. Der Rodelpräsident weiß, dass dies keine normale Saison wird. „Wir stehen unter Beobachtung“, sagt Josef Fendt.

Für Erleichterung bei den Funktionären wie auch den Sportlern hat der Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft des Distriktes British Columbia gesorgt, der Ende September veröffentlich wurde. „Das Ergebnis deckt sich mit unserem, das wir schon sehr viel früher an das Internationale Olympische Komitee geschickt haben“, sagt Josef Fendt. Demnach war der Sturz, bei dem Kumaritaschwili aus der schnellen Bahn in Whistler über die Bande geschleudert wurde, eine „unvorhersehbare Verkettung mehrere Ursachen“, wie Fendt sagt. Der Verbandspräsident hält weiterhin den Kontakt zur Familie Kumaritaschwili. „Ich war schon zweimal zu Besuch in Bakoriani“, sagt er.

Inzwischen wurden alle 16 Kunsteisbahnen auf der Welt eingehend auf Sicherheitsmängel hin untersucht. „Alle Bahnen hatten einen hohen Sicherheitsstandard“, berichtet Fendt, „wir haben einige Verbesserungen angeregt, die von den Bahnbetreibern bereits umgesetzt wurden.“ Meist mussten die Banden an den Kurvenausgängen erhöht werden, so auch in Igls. 18 000 Euro hat das an der Bahn oberhalb Innsbrucks gekostet. „Dies geschah an Stellen, an denen noch nie etwas passiert ist“, sagt Fil-Geschäftsführer Christian Schweiger, „das Ziel war es, das Unmögliche noch unmöglicher zu machen.“

Juristisch ist der Unfall von Kumaritaschwili abgeschlossen, bestätigt Fendt, aber „moralisch werden wir noch lange damit konfrontiert werden. Eine weitere Konsequenz ist eine gemeinsame Kommission mit dem Bobverband FIBT. Die soll beim Bau neuer Bahnen Sorge tragen dafür, dass die Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h nicht überschritten wird. In Whistler war der spätere Olympiasieger Felix Loch im Training mit 153,9 km/h gemessen worden. Die Bahn von Sotschi, dem Austragungsort der Winterspiele 2014, ist auf ein maximales Tempo von 134 km/h ausgelegt. Dieser Wert wurde von Professor Christoph Glocker, Chef des Schweizer Technologie-Zentrums in Zürich, bestätigt. Diese Prüfung wurde den Bob- und Rodelsportlern vom IOC diktiert.

Problematisch bleibt die schnelle Bahn in Whistler. Am Wochenende stürzten die Bobfahrer bei ihrem Weltcupauftakt reihenweise. Die Rodler kehren spätestens im Dezember 2011 auf die Olympiabahn zurück. Und 2013 zur WM. „Die Betreiber müssen die Geschwindigkeitsauflagen erfüllen“, sagt Fendt kategorisch, „wie das geschieht, liegt nicht in unserer Macht.“ Und bis dies geschehen ist, wird wie bei Olympia auf einer verkürzten Strecke gefahren. Die Männer starten dort, wo der Start für die Frauen vorgesehen war, die Frauen und Doppelsitzer noch ein wenig weiter unten. Zumindest in Whistler also ist weiterhin nicht alles wie gewohnt.

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