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Sport: Tennis: Ein Jahr des Feilschens

Die Zukunft des Tennis-Standorts Stuttgart ist zunächst nur für das nächste Jahr fest gesichert. Zum Abschluss des hochkarätigen Wettbewerbs in der Schleyer-Halle, den Wayne Ferreira aus Südafrika im Finale gegen Lleyton Hewitt (Australien) mit 7:6 (8:6), 3:6, 6:7 (5:7), 7:6 (7:2), 6:2 für sich entschied, erklärten die Stuttgarter Messegesellschaft und Rechteinhaber SPI zwar ihre Absicht, bis 2003 weiter zusammenzuarbeiten, doch wegen verschiedener Ausstiegsklauseln steht die Austragung des bestbesetzten deutschen Tennis-Turniersvorerst nur für den Herbst 2001 in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs fest: "Der Vertrag muss auch noch unterzeichnet werden.

Die Zukunft des Tennis-Standorts Stuttgart ist zunächst nur für das nächste Jahr fest gesichert. Zum Abschluss des hochkarätigen Wettbewerbs in der Schleyer-Halle, den Wayne Ferreira aus Südafrika im Finale gegen Lleyton Hewitt (Australien) mit 7:6 (8:6), 3:6, 6:7 (5:7), 7:6 (7:2), 6:2 für sich entschied, erklärten die Stuttgarter Messegesellschaft und Rechteinhaber SPI zwar ihre Absicht, bis 2003 weiter zusammenzuarbeiten, doch wegen verschiedener Ausstiegsklauseln steht die Austragung des bestbesetzten deutschen Tennis-Turniersvorerst nur für den Herbst 2001 in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs fest: "Der Vertrag muss auch noch unterzeichnet werden. Das ist so weit noch nicht geschehen", sagte der rumänische Turnier-Impresario Ion Tiriac, "eigentlich haben immer ein Wort und ein Handschlag genügt, um die Sache zu erledigen."

Die Kulissenkämpfe um den weiteren Verbleib des Turniers, das der frühere Becker-Manager Tiriac Anfang der 90er Jahre entwickelte und in Weltklasse-Dimensionen führte, werfen ein Licht auf die Probleme in der aktuellen Sponsoren- und Veranstalter-Landschaft. Denn seit der Übernahme der hochwertigsten ATP-Turniere durch den Schweizer Generalvermarkter ISL verlieren die lokalen Ausrichter immer mehr an Einfluss. Die Stuttgarter Messe musste beispielsweise frustriert zusehen, wie sich der langjährige Titelsponsor aus dem Millionen schweren Engagement verabschiedete, weil man sich mit ISL nicht über einen Anschluss-Deal einigen konnte.

Angeblich soll ISL zuletzt rund 20 Millionen Mark pro Jahr für ein globales Sponsoring von dem Kreditkartenunternehmen gefordert haben, das sein Geld am liebsten weiter gezielt in europäische Märkte investieren würde. "ISL will Weltpartnerschaften begründen, wir aber sind keine Weltmarke", sagt Eurocard-Chef Jan Hendrikx. Dabei könnten die Schweizer Vermarkter das Geld dringend gebrauchen, denn auch nach einem Jahr des Verhandelns und Feilschens mit internationalen Konzernen, den viel beschworenen "Global Players", ist kaum etwas in die Kasse des Unternehmens gekommen: Selbst die jüngst verabredete Kooperation mit einem Internetprovider steht wieder auf der Kippe, seit bekannt wurde, dass Manager des potentiellen Geldgebers sich selbst über Zwischenhändler an dem Geschäftsabschluss bereichert haben sollen. Bei der Muttergesellschaft, der Deutschen Telekom, sollen Topmanager über die Höhe der geplanten jährlichen Zahlungen, rund 20 Millionen Mark, entsetzt gewesen sein.

Auch die Stuttgarter Messegesellschaft, einst der kongeniale Partner des kreativen Geschäftemachers Ion Tiriac, fühlt sich in der neuen Tennis-Welt fremd: Denn ab dem kommenden Jahr können die Messemacher nur noch Gelder aus dem Logen- und dem Kartenverkauf erwirtschaften, alle anderen Einnahmequellen hat sich ISL gesichert. Wegen dieser schwer wiegenden Einschränkung der Profitmargen und auch wegen des ungesicherten Hallenausbaus wurden in dem neuen Kontrakt zunächst auch die vielsagenden Rückzugsklauseln vereinbart. Käme die neue Superarena allerdings auf die Cannstatter Wasn, spekuliert zumindest Tiriac auf eine Ausweitung seines Events zu einem kombinierten Herren- und Damenturnier. "Wir wären dann das erste Hallenturnier, das sechs Plätze für die Spieler anbieten könnte", sagt Tiriac. Der Rumäne möchte am liebsten in Stuttgart bleiben und nicht nach Hongkong oder Shanghai umziehen. Auch Turnierdirektor Markus Günthardt wünscht sich eher, "dass wir hier in Stuttgart weiter Wachstum schaffen."

Während der Abschluss-Pressekonferenz lobte Tiriac zwar Vermarkter ISL dafür, dass die Ware Tennis nicht zu Billigpreisen auf den Markt geschleudert werde, "weil der innere Wert einfach vorhanden ist". Doch zugleich kritisierte er die Strategie, die Masters Serie und die inoffizielle Weltmeisterschaft der ATP-Tour Zug um Zug ins Bezahlfernsehen abzugeben. "Für den Sport ist das schädlich", sagte Tiriac, der wohl noch vor Augen hat, welche Einschaltquoten ihm einst seine deutschen Zugpferde Stich und Becker in Stuttgart bescherten. Ab dem Jahr 2001 überträgt in Deutschland Premiere World auch aus Stuttgart.

Jörg Allmeroth

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