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Voller Schwung. Früher hasste Florian Mayer das Tennisspielen auf Sand und wollte sogar schon aufhören. Jetzt hat er wieder Spaß an seinem Beruf.

© dpa

Tennis: Florian Mayer: Friede mit der Asche

Tennisspieler Florian Mayer wollte seine Karriere schon beenden, doch nun tritt er beim Davis-Cup so selbstbewusst wie noch nie an. Nichts erinnert mehr an das verzweifelte Häufchen Elend vor wenigen Jahren.

Lange ist es noch nicht her, dass Florian Mayer am liebsten alles hingeworfen hätte. Damals, vor zweieinhalb Jahren, saß der schlaksige Hüne im Pressezentrum der French Open und stellte sein gesamtes Dasein als Tennisprofi in Frage. Dabei war er die Nummer 37 der Welt. Mayer klang tief verzweifelt, als er seine Lage erklärte. Nichts mache mehr einen Sinn für ihn, alles sei nur noch Qual, und den Spaß am Spielen habe er längst verloren, beklagte er. Ganz unbekümmert war der Bayreuther noch 2004 bei seinem Wimbledon-Debüt ins Viertelfinale geprescht. Doch schnell war die Sorglosigkeit verflogen, als der Erwartungsdruck und mit den Niederlagen auch die eigenen Zweifel wuchsen.

Dass Mayer der Tiefpunkt seiner Sinnkrise gerade in Paris ereilte, war symptomatisch. Glaubte er doch, etwas Schlimmeres als rote Asche unter den Füßen könne ihm gar nicht passieren. „Ich habe mir da wohl viel eingeredet und mich damit runtergezogen“, sagt Mayer heute. Nichts erinnert mehr an das verzweifelte Häufchen Elend von damals. Mayer hat den Weg zurück geschafft und ist nach zweijähriger Abstinenz wieder Teil des deutschen Davis-Cup-Teams, das ab heute in Stuttgart gegen Südafrika (11 Uhr/Sport 1) den Abstieg aus der Weltgruppe verhindern will. Gespielt wird am Weissenhof draußen auf Sand – für Mayer tatsächlich ein Grund zur Freude: „Ich weiß jetzt, dass ich auf allen Belägen gut spielen kann.“

Es hat eine Weile gebraucht, bis Mayer zu dieser Erkenntnis gelangte. Der 26-Jährige nahm sich eine Auszeit von sechs Monaten. Kein Match, keine Reiserei, kein Druck. Als er bei den Australian Open im letzten Jahr auf die Tour zurückkehrte, war er kaum wiederzuerkennen. Selbstbewusst, durchtrainierter denn je und mit frischer Energie. „Mir macht Tennis wieder richtig Spaß, das ist das Wichtigste. Ich habe mit meinem Beruf keine Probleme mehr“, sagte Mayer. Wimbledon belebte seine Lebensgeister neu. Dass in der dritten Runde die Beine nicht mehr wollten, hing mit dem Trainingsrückstand zusammen. Dennoch sagt Mayer: „Ich fühle mich seit Wimbledon einfach sehr selbstbewusst.“

Den Schwung nahm der Weltranglisten-45. mit zum deutschen „Sand-Doppel“ in Stuttgart und Hamburg. Zwei Turniere. Am Weissenhof begann Mayer mit einem Prestige-Sieg über Philipp Kohlschreiber und schaffte es bis ins Viertelfinale. Während sich seine Mitbewerber im Kampf um einen Platz im Davis-Cup-Team sehr schwer taten, verblüffte Mayer auch in der Hansestadt mit glänzenden Auftritten auf der einst verhassten Asche. „Ich weiß auch nicht, was plötzlich los war“, sagt Mayer, „aber auf einmal ging’s.“ An Talent hatte es ihm nie gemangelt. Sein harter Aufschlag und die ungewöhnlich geraden Grundschläge machen vielen Gegnern Probleme. Nur so recht geglaubt hatte Mayer eben nie an sich. Das ist nun anders. Und das soll sich auch beim Davis-Cup zeigen.

Nachdem Kohlschreiber zum Auftakt gegen Rick de Voest antritt, bekommt es Mayer im zweiten Einzel mit Izak van der Merwe zu tun, die Nummer 159 der Welt. Nach dem Ausfall von Südafrikas Topspieler Kevin Anderson ist die Favoritenrolle für die Deutschen umso größer. Mayer selbst kiebitzte schon vorab beim Training seines Gegners, den er nie zuvor gesehen hatte. Druck verspürt Mayer schon, doch der kann ihm dieses Mal nichts anhaben. „Ich war schon sehr oft unten“, sagt er, „inzwischen habe ich gemerkt, dass es danach immer wieder nach oben ging. Darauf vertraue ich.“

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