zum Hauptinhalt
Elfengleich: Serena Williams.

© AFP

Tennis-Star Serena Williams: 30 ist das neue 20

Mit ihren 31 Jahren dominiert Serena Williams das Frauentennis und steht nun im Finale der French Open. Sie hat sich ihre Karriere anders eingeteilt – und steht damit für eine neue Entwicklung.

Für Serena Williams hat es nie allein den Tennissport in ihrem Leben gegeben. Die extrovertierte Amerikanerin schwärmt von ihren vielseitigen Interessen und betont immer wieder ihre multiplen Begabungen besonders im musischen Bereich. Als Schauspielerin hat sich die 15-malige Grand-Slam-Siegerin nebenbei schon versucht, Drehbücher schreibt sie, die nach Kritikermeinung jedoch ähnlich seicht geraten sind wie ihr biografisches Stückwerk „On the line“. Und inzwischen malt Serena Williams auch noch. Eine wilde Blumenwiese samt Vogelschwarm vor blauen Bergen brachte sie unter dem Titel „Xpressions“ auf eine Leinwand. Die Reaktionen waren gemischt, aber das kümmert Williams nicht. „Ich spiele nicht den vollen Tourkalender, weil ich einfach auch andere Dinge ausprobieren will“, erklärte sie, „das hält meine Motivation oben.“

Vielleicht liegt in den eingestreuten Auszeiten vom Turnieralltag ihr Geheimnis, denn es ist schon verblüffend, wie Serena Williams mit 31 Jahren das Frauentennis wieder beherrscht. Die Weltranglisten-Erste brauchte am Donnerstag nur 46 Minuten, um das Finale bei den French Open zu erreichen. 6:0, 6:1 hieß es gegen die Vorjahresfinalistin Sara Errani aus Italien am Ende. Im Endspiel trifft die Amerikanerin auf Maria Scharapowa, die ihr Halbfinale gegen Victoria Asarenka in drei Sätzen gewann.

Serena Williams wirkt nicht nur körperlich fitter und frischer im Kopf, sie zehrt auch von ihrer Erfahrung. „30 ist das neue 20“ lautet der Slogan, der in den letzten Monaten über das neue Phänomen kursierte. Williams ist nur die Frontfrau im überfüllten Ü30-Klub. Allein die Statistiken der French Open zeigen die Entwicklung deutlich: Vor zehn Jahren standen nur elf Männer über 30 im Hauptfeld, 2012 waren es mit 37 fast ein Drittel des 128er-Tableaus. Die Rekordmarke wurde dieses Mal zwar nicht überboten, dennoch sind 29 Spieler über 30 ein stattlicher Wert. Neben Thomas Haas standen noch drei weitere Mittdreißiger im Viertelfinale der French Open. „Wir sind in unserem Alter einfach erfahrener“, erklärte der 35-jährige Haas: „Wir wissen jetzt, wie wir am besten trainieren, essen und uns erholen. Deshalb sind so viele von uns noch so gut.“

Während die Männer im physisch immer anspruchsvoller gewordenen Sport so die letzten Quäntchen Leistung in ihren Körpern mobilisieren, ist bei den Frauen die Ü30-Fraktion zwar gewachsen, aber längst nicht so stark. Im Hauptfeld der French Open gab es 29 Spielerinnen jenseits der 30, dafür aber auch 14 Teenager. Bei den Männern waren es dagegen nur drei, im letzten Jahr war Bernard Tomic sogar der einzige unter 20. Der körperliche Unterschied zwischen Jugendlichen und Erwachsenen ist bei ihnen extrem, bei den Frauen nur gering. Eine 19-Jährige wie Annika Beck kann da schon mal eine Topspielerin wie Victoria Asarenka zur Verzweiflung treiben und sich in ihrem ersten Profijahr unter die Top 50 spielen. Seitdem Haas das vor 15 Jahren gelang haben sich die Zeiten im Männertennis sehr verändert. Einen, der wie Boris Becker mit 17 Jahren in Wimbledon gewinnt, wird es in nächster Zeit wohl nicht geben. Eher einen, dem das wie Roger Federer mit mehr als 30 Jahren noch gelingt.

Bei den Frauen herrscht im Vergleich dazu noch Jugendwahn, Grand-Slam-Siegerinnen über 32 Jahren sind selten. Vor Serena Williams schaffte das noch Martina Navratilova, doch die beiden bilden eher die Ausnahme. Auch, weil viele Spielerinnen für den Kinderwunsch schon vor dem 30. Geburtstag ihre Karriere beenden. Und nicht alle kommen danach wieder wie Kim Clijsters, die mit 24 Jahren und drei Major-Titeln ging und sich nach zwei Jahren als Mama und mit zwei Grand-Slam-Siegen zurückmeldete. Die Pausen, dazu die privaten Glücksmomente können helfen, den Akku der Spielerinnen aufzufrischen und die Karriere deutlich zu verlängern. Das Paradebeispiel ist in dieser Hinsicht Kimiko Date-Krumm. Die Japanerin wird im Herbst 43 und spielte schon, als Steffi Graf noch das Maß der Dinge war. Dazwischen aber war sie zwölf Jahre lang weg. 1996 hatte sie mit 26 Jahren einfach keine Lust mehr, obwohl sie die Nummer vier der Welt war. Sie genoss ihr Privatleben, bis die Lust auf Sport vor vier Jahren zurückkam. Bei den French Open war die aktuelle Nummer 83 der Welt in der ersten Runde dabei. Ans Aufhören denkt sie nicht. Genauso wenig wie Serena Williams.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false