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Philipp Petzschner.

© dpa

Tennis: Wie Philipp Petzschner das Erfolgsjahr abschließt

Als Wimbledonsieger im Doppel qualifizierten sich Philipp Petzschner und Jürgen Melzer für das World-Tour-Finale in London. Dort blieb ihnen ein Erfolg versagt, doch sie haben schon ein neues Ziel: Es geht zu dritt in die Flitterwochen.

Wenn auf dem Display von Philipp Petzschners Handy ein bestimmter Name aufleuchtet, meldet er sich stets mit: „Hallo, Wimbledonsieger.“ Und am anderen Ende der Leitung erwidert Jürgen Melzer: „Servus, Wimbledonsieger.“ Dann lachen beide und legen wieder auf. Der kleine Scherz ist ein festes Ritual geworden, seit die beiden im Juli beim bedeutendsten Turnier der Welt den Titel im Doppel gewonnen haben. Und auch wenn ihr eigentlicher Fokus auf dem Einzelwettbewerb liegt, sehen sie den Erfolg doch stolz als „größten Erfolg ihrer Karriere“. Als Wimbledonsieger qualifizierten sich Petzschner und Melzer für das World-Tour-Finale in London in dieser Woche, und ein Triumph dort als bestes unter den acht stärksten Doppelteams wäre ein i-Tüpfelchen für diese besondere Saison gewesen. Es sollte nicht sein.

Schon als sie am Donnerstagabend den ersten Satz gegen das polnische Duo aus Marcin Matkowski und Mariusz Fyrstenberg verloren, war der Traum vom Halbfinale geplatzt. „Die Ausgangslage war schwer für uns und der Druck groß“, sagte Petzschner nach der 3:6, 6:7-Niederlage, „sie waren besser, hatten aber auch unglaubliches Glück: Die hätten heute einen Lottoschein ausfüllen können und sechs Richtige gehabt.“ Allzu enttäuscht waren Petzschner und Melzer dennoch nicht. Vielmehr freuen sie sich über die glückliche Fügung, durch die sie sich als Partner und Freunde gefunden haben. „Wir sind wie Brüder“, betonte Petzschner. Und obwohl er sich als „speziellen Typen, der oft aneckt“ beschreibt, vertraut er dem Österreicher wie kaum jemandem sonst.

Es gab Tage, als Petzschner noch nicht so lebte, wie es ein Profi tun sollte. Damals genoss er das Leben und was es zu bieten hatte, er wollte sich in nichts einschränken lassen. Petzschner verschluderte sein Talent, kam mit dem hohen Erwartungsdruck nicht zurecht und versteckte sich jahrelang im Doppelwettbewerb. Erst als er vor anderthalb Jahren sein Leben ganz auf den Sport ausrichtete und sich das Trainerteam aus Lars Übel und Jan Velthuis, einem Physiotherapeuten und Konditionstrainer mit Melzer teilt, bekam Petzschner auch im Einzel die Kurve. Im Sommer kletterte er von Rang 80 auf 35 und erlebte seine bisher erfolgreichste Saison. Ebenso erging es Melzer, der mit 29 Jahren als Spätberufener seinen Durchbruch erlebte: Erstmals erreichte dieser bei den French Open ein Grand-Slam-Halbfinale, ist nun Weltranglisten-Elfter.

„Jürgen ist mein Vorbild“, sagte Petzschner, „sein Erfolg spornt mich unheimlich an. Jetzt bin ich hoffentlich mal dran.“ Melzer sagt: „Ich vertraue auf Philipp, er hat unglaublich viel Talent. Und nach dieser Saison haben wir beide Bock auf mehr.“ Bevor ab dem 10. Dezember in Wien die gemeinsame Vorbereitung beginnt, steht aber Urlaub an. Für den frisch vermählten Petzschner ist es die Hochzeitsreise. Beide buchten unabhängig voneinander, und landen nun doch gemeinsam auf Mauritius. „Wenn ich schon seine Hochzeit verpasst habe, bin ich wenigstens bei den Flitterwochen dabei“, scherzte Melzer.

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