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Sport: Teoman Öztürk: Einen Koffer in Istanbul

Auf diese Dienstreise hat sich Teoman Öztürk besonders gefreut. Seine Frau und die beiden Töchter sind schon am Dienstag in die Türkei vorausgeflogen, um frühere Nachbarn zu besuchen.

Auf diese Dienstreise hat sich Teoman Öztürk besonders gefreut. Seine Frau und die beiden Töchter sind schon am Dienstag in die Türkei vorausgeflogen, um frühere Nachbarn zu besuchen. "Im Oktober", sagt er, "kann es in Istanbul noch richtig warm sein." Man kann bis in den Abend draußen sitzen, mit Freunden Cai, türkischen Tee, trinken. Oder eines dieser stundenlangen, scheinbar nie endenden Essen genießen. Fisch mag Öztürk am liebsten. Und das Meer. "Das Meer gibt schon ein bisschen mehr her als Berlin", findet der Centerspieler von Alba Berlin, der die Atmosphäre am Wasser sehr mag.

Drei Jahre hat Öztürk in Istanbul gelebt, zwei Jahre für Galatasaray und eines für Ülker Istanbul gespielt. Er hat gutes Geld verdient - mehr, als man ihm in der Bundesliga gezahlt hätte. Aber nun ist er doch wieder bei seinem alten Berliner Verein gelandet, bei dem er als Basketballer groß geworden ist. Dieser Tage ist Öztürk nicht zum Sightseeing in der Türkei. Alba muss heute in der SuproLeague bei Ülker Istanbul antreten. Wie ihn die Zuschauer wohl empfangen werden? "Wird schon nicht so schlimm werden", hofft er.

Öztürk hat die Stadt am Bosporus nicht in Harmonie verlassen. "Ich weiß nicht, was die Zeitungen hier geschrieben haben", sagt er. Davon hänge sicher die Reaktion der Leute ab. Eigentlich hätte er noch ein Jahr Vertrag bei Ülker gehabt, doch der Präsident war mit der Mannschaft nicht zufrieden und wollte alle Gehälter kürzen, seines um die Hälfte. Das gehörte zu den weniger angenehmen Erfahrungen in der Türkei. Da machte der Familienvater nicht mit. Aus Berlin teilte er dem Verein mit, er werde auf keinen Fall mehr in die Türkei zurückkommen. "Ich habe denen gesagt, unter diesen Bedingungen mache ich nicht weiter. Lasst mich raus aus meinem Vertrag, sonst höre ich ganz auf mit dem Basketball." Da haben sie ihn halt gehen lassen.

Nun taucht er mit Alba wieder auf. Auch noch gemeinsam mit Dejan Koturovic, dem anderen Center, der Ülker nach der vergangenen Saison wegen ausstehender Zahlungen verlassen hatte. Mit seinen ehemaligen Mannschaftskollegen hat Teoman Öztürk wegen seines Vereinswechsels keine Probleme, im Gegenteil. Er hat häufig mit ihnen telefoniert. Das Ülker-Team wurde nicht groß verändert außer auf den Centerpositionen. Aber auch die Neuen kennt er aus seiner Zeit bei Galatasaray. Dorthin war er 1997 nach sechs Jahren Alba gewechselt. Alte Familienbande hatte den Schritt erleichtert: Seine Mutter war einst eine der besten Volleyballerinnen der Türkei. Bei Galatasaray hatte Öztürk auch seine beste Saison. Im zweiten Jahr gehörte er zur Startformation, spielte 20 bis 25 Minuten. Er hat sich als Spieler in der Türkei weiterentwickelt, sagt Öztürk und sagen auch seine neuen Mitspieler. "Die türkische Liga ist in der Spitze halt breiter", meint er, "wenn man häufig gegen sehr gute Leute spielen muss, lernt man am meisten dazu." Auch sein Türkisch hat er verbessert.

Teoman Öztürk ist in Berlin geboren, Deutscher, hat aber noch seinen türkischen Pass. Als Kind ist er jeden Sommer mit seinen Eltern und seiner Schwester zur Familie in die Türkei gereist. Es war immer sehr schön dort, aber eine Rückkehr in die Heimat ist die Reise nach Istanbul für ihn nicht. "Meine Heimat ist Berlin", sagt er. Dort möchte Öztürk seine Karriere ausklingen lassen. Im Dezember wird er 33 Jahre alt, würde aber gern bei Alba weitermachen - "wenn man mich noch will". Dafür muss er zunächst seine Form wiederfinden, eine Knieoperation hat ihn zurückgeworfen. "Teo ist weit weg von seiner Bestform. Das müssen wir verbessern", sagte Cheftrainer Emir Mutapcic vor dem Abflug. Hauptsache, die Erde bebt nicht wieder in Istanbul. Die Öztürks haben die schrecklichen Stunden und Tage miterlebt. "Es war eine bedrückende Atmosphäre in der Stadt", erinnert sich der Alba-Spieler.

Wenn Teoman Öztürk am Freitag aus Istanbul nach Berlin zurückkehrt, wird er viele Freunde zurücklassen. Er wird auch die letzten Taschen mit Kleidung heimbringen. Die stehen noch bei einem Freund, einem Angestellten der Geschäftsstelle. Aber auf Besuch kommt er bestimmt wieder. Einen Koffer wird der Berliner Öztürk immer in Istanbul behalten.

Dietmar Wenck

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