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Am Anfang lief es noch bestens - unter anderem durch zwei Treffer des Leverkuseners Lars Bender (mitte), hier beglückwünscht von Julian Draxler (l.) und Max Kruse.

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Update

Test-Länderspiel gegen Ecuador in den USA: 4:2 für Deutschland nach furiosem Beginn

Ein zusammengewürfeltes deutsches Team erwischt einen furiosen Start und bezwingt den Weltranglistenzehnten Ecuador mit 4:2. Lukas Podolski gelingt dabei ein ganz besonderes Kunststück.

Auch ein deutsches B-Team kann sich in einen Rausch spielen. Die Verlegenheitself von Joachim Löw kam bei ihrem ersten Spiel auf der USA-Reise gegen den Weltranglisten-Zehnten Ecuador nach einem furiosen Start zu einem beachtlichen 4:2 (4:1)-Erfolg. Im Football-Stadion der Florida Atlantic University in Boca Raton sprühte die Mannschaft trotz des Fehlens von 15 Topspielern von Bayern München, Borussia Dortmund und Real Madrid in der ersten Halbzeit vor Spielfreude.

Lukas Podolski, der vor der Partie von Teammanager Oliver Bierhoff noch wegen eines „Jahres des Stillstandes“ in den Mittelpunkt einer Leistungsdebatte gestellt wurde, und Lars Bender schossen je zwei Tore. Podolski erzielte nach neun Sekunden das früheste Tor, seitdem in der deutschen Länderspiel-Geschichte das Spielgeschehen in Sekunden erfasst wird. Der Offensivspieler des FC Arsenal überholte in seinem 109. Länderspiel mit nun insgesamt 46 Treffern in der DFB-Torschützenliste den Münchner Karl-Heinz Rummenigge.

Das zweite Aufeinandertreffen gegen die Südamerikaner nach dem mit 3:0 gewonnenen WM-Gruppenspiel 2006 in Berlin war für Bundestrainer Löw vor allem in den ersten 45 Minuten die helle Freude. Schon Ende der ersten Halbzeit und dann verstärkt im zweiten Durchgang geriet die zusammengewürfelte Auswahl mit den Neulingen Sidney Sam (Leverkusen) und Max Kruse (Freiburg) aber unter Druck.

„Ich bin froh über mein erstes Spiel für Deutschland, wir haben schnell vier Tore gemacht und es dann ruhig angehen lassen. Bei den Temperaturen ist das vielleicht verständlich“, sagte Debütant Kruse hinterher. HSV-Torwart Rene Adler, der Manuel Neuer ersetzte, zeichnete sich mehrmals mit herausragenden Paraden aus, nachdem er in der 45. Minute von Manchester-United-Star Luis Antonio Valencia bezwungen worden war. Sechs Minuten vor Schluss fiel das 4:2 durch Walter Ayovi nach Freistoß wegen eines Stellungsfehlers der Abwehrmauer. In der Schlussphase kamen Nicolai Müller (Mainz) Philipp Wollscheid (Leverkusen) als Neulinge Nummer drei und vier zum Einsatz.

Löws Startelf setzte alles um, was sie in der Hitze im Training seit dem vorigen Mittwoch erarbeitet hatte. Für die WM 2014 in Brasilien wird Löw einige interessante Kandidaten entdeckt haben. Der künftige Gladbacher Kruse entsprach als Sturmspitze genau dem Anforderungsprofil des Bundestrainers, der sich auf der Position einen beweglichen, „mitspielenden“ Angreifer wünscht. Voll überzeugend agierten auch der Leverkusener Bender als defensiver Mittelfeldspieler, der pfeilschnelle Sam, Rückkehrer Marcell Jansen als Linksverteidiger, Adler und Podolski.

Gegen Ecuador setzte Löw auf eine kleine Blockbildung, indem er je drei Profis von Schalke 04 (Höwedes, Neustädter, Draxler), des Hamburger SV (Adler, Jansen, Westermann), je zwei von Leverkusen (Bender, Sam) und Arsenal (Podolski, Mertesacker) und einen aus Freiburg (Kruse) setzte. Die Elf präsentierte sich erstaunlich homogen.

Und die Deutschen waren sehr schnell und aggressiv. Sofort nach dem Anstoß bekam Ecuador dies zu spüren. Podolski jagte Gabriel Achilier den Ball ab und schoss zum 1:0 ein. Bender war als nächster an der Reihe. Noch nie hatte es nach vier Minuten in einem Länderspiel unter Löws Regie eine 2:0-Führung gegeben. Bender war von seinem Klubkameraden Sam mit einem perfekten Pass bedient worden. Mit kräftigen Schüssen erzielten der Ex-Kölner Podolski und Bender auch ihre zweiten Tore gegen den Torwart Maximo Banguera, der mit seiner Kappe wie ein Kicker von der Freizeitwiese aussah und völlig überfordert schien. Ihm kam es vermutlich ganz gelegen, dass die deutsche Mannschaft in der zweiten Halbzeit körperlich etwas abbaute.

Gregor Derichs

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