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Weiter Weg zur Pressekonferenz. Der spanische Weltmeister Iker Casillas muss mit nach Mexiko, soll dort aber nur eine Viertelstunde spielen.

© AFP

Testländerspiele: Spielfrei für die Stars

Einige Nationaltrainer verzichten beim Länderspieltag auf ihre WM-Spieler, der Streit um die Termine wird dennoch weitergehen - nicht nur in Deutschland.

15 Minuten Einsatzzeit können für einen Fußballspieler ausreichen, um Schaden von seiner Mannschaft abzuwenden. Beim Testspiel des FC Barcelona gegen eine Auswahl aus der Profiliga Südkoreas wurde Lionel Messi in der 30. Spielminute eingewechselt, schoss schnell zwei Tore und war nach der Halbzeitpause schon wieder draußen. Es ging nicht um sportlichen Schaden, den der Argentinier von seinem Team beim 5:2-Sieg abwendete. Eine Vertragsstrafe von 200.000 Euro hätte dem Klub gedroht, wäre Messi in Seoul nicht auf dem Platz zu sehen gewesen. Ein Kompromiss, den Barcelonas Trainer Pep Guardiola einging, obwohl Messi nach seinem Weltmeisterschaftsurlaub praktisch noch nicht mit dem Team trainiert hatte. Am Mittwoch hat Messi wieder einen anderen Termin – mit dem argentinischen Nationalteam in Irland. Auch andere Spieler Barcelonas standen oder stehen vor einem Einsatz von ähnlicher Bedeutung, über den sich Guardiola sehr aufregte.

Die spanische Nationalmannschaft ist zu einem Testspiel an ein anderes Ende der Welt geflogen, nach Mexiko. Mit sieben Spielern aus der Weltmeistermannschaft, die sonst beim FC Barcelona arbeiten. „Was sollen wir machen?“, sagte Guardiola, nachdem der nationale Verband eine Freistellung der Spieler abgelehnt hatte. Die hatten bis Montag Urlaub und flogen dann direkt mit der Nationalmannschaft weg. Am Freitag kehren sie zurück, am Samstag tritt der Spanische Meister Barcelona zum Supercup-Finale gegen Pokalsieger FC Sevilla an. Nationaltrainer Vicente del Bosque sieht eine „moralische Verpflichtung“ für den Weltmeister, mit dem besten Team nach Mexiko zu reisen, auch wenn er seine Stars nicht länger als nur eine Viertelstunde einsetzen will.

Nicht alle Nationaltrainer nehmen im ewigen Widerstreit zwischen Nationalteams und Klubmannschaften um die Termine und Einsätze der Profis derzeit eine so harte Haltung ein wie del Bosque. Der deutsche Bundestrainer Joachim Löw verzichtet im Testspiel gegen Dänemark auf viele Stammspieler, und Bondscoach Bert van Marwijk nominierte für das Testspiel der Niederlande in der Ukraine nur einen einzigen Spieler aus dem WM-Kader, den Ersatztorhüter Michel Vorm. Beides zur Freude von Bayern Münchens Trainer Louis van Gaal, der neun Tage vor dem Bundesligastart mit den meisten Spielern arbeiten kann, der Franzose Franck Ribéry wurde wie der gesamte WM-Kader wegen des Skandals in Südafrika nicht nominiert. Hingegen haben der Ukrainer Anatoli Timoschtschuk, der Türke Hamit Altintop, der Kroate Ivica Olic und Argentiniens Martin Demichelis Termine für ihr Land.

Es gibt also teilweise Verständnis bei den Nationaltrainern für die Probleme der Klubs. Seit Jahren beschweren sich diese vehement über die vielen Länderspieltermine, die Nationaltrainer wiederum beklagen, dass die Klubs über solche Werbereisen wie beispielsweise die aktuelle des FC Barcelona in Südkorea auch während der Sommer- und Winterpause Geld einnehmen wollen und die Spieler zusätzlich belastet werden, Stammspieler der Spitzenklubs können ohnehin auf gut 60 Pflichteinsätze pro Saison kommen. Einig sind sich beide Seiten nur darin, dass es zu viele Spiele gibt. Nicht nur in Deutschland, die Debatte wird in Spanien, England und Italien heftig geführt.

Mit sicheren Höhepunkten wie beispielsweise beim Streit um die Abstellung von Profis für Olympia oder der periodisch bei Qualifikationsspieltagen der Nationalmannschaften auftretenden Forderung nach der Einsparung von Spieltagen durch eine Vorrunde für mutmaßlich schwächere Länder. Hinzu kommt der Streit um Verletzungen und ihre Folgen wie gerade bei Bayerns Arjen Robben. Die Rücksichtnahme beim für die Vereine wahrlich schwierigen Termin Anfang August dürfte eine Ausnahme bleiben.

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