zum Hauptinhalt
Vier Jahre nach seinem letzten Spiel für Manchester United ist Paul Pogba wieder zurück.

© Imago

Teuerster Transfer der Welt: Warum sich Manchester United Paul Pogba leistet

Mit Paul Pogbas Verpflichtung für 105 Millionen Euro tut Manchester United vor allem viel für die eigene globale Marke.

Mama Pogba hat am Dienstag Recht bekommen. Das erklärte ihr Sohn Paul bei seiner Vorstellung als neuer Spieler von Manchester United. Seine Mutter habe ihm immer gesagt, dass er eines Tages ins Old Trafford zurückkehren würde, schilderte er. Für ihn sei das nun „ein Schicksalsschlag“.

Mit Schicksal und Hellseherei hat dieser Transfer in Wirklichkeit aber kaum etwas zu tun. Als die Verpflichtung Paul Pogbas für 105 Millionen Euro endlich bestätigt wurde, hat das keinen überrascht. Schon seit Monaten war klar, dass der 23 Jahre alte französische Nationalspieler aus Turin zu United in die Premier League wechseln wird.

Unter normalen Umständen könnten der Klub und sein Zugang allerdings ihre anstehende Zusammenarbeit nicht als Schicksalsschlag feiern. Denn normalerweise würde ein ebensolches Geschäft als Niederlage für den Verein gelten. 2009 kam Pogba als Teenager zu United. Nach nur wenigen Einsätzen wurde er 2012 wieder freigestellt und ging zu Juventus. Pogba wegzuschicken gilt immer noch als der letzte und wohl größte Fehler der Trainer-Legende Sir Alex Ferguson. Ein Fehler, der seinen Verein nun 105 Millionen Euro kostete.

Der Transfer war eine geplante Inszenierung

Manchester United ist nun aber längst kein normaler Fußballverein mehr. Und deswegen gilt die teure Wiedergutmachung dieses Fehlers nicht als Peinlichkeit, sondern als Riesenerfolg. Dass sich Pogbas Rückkehr den ganzen Sommer lang in der Öffentlichkeit abwickelte, war nämlich kein Zufall, sondern eine sorgfältig geplante Inszenierung. Nach drei enttäuschenden Jahren auf dem Transfermarkt ist die globale Marke Manchester United wieder da.

Nach Fergusons Abgang 2013 hatten die United-Bosse zunächst einmal versucht, ihren Verein weiterhin mit Vernunft und Weitsichtigkeit zu verwalten. Spätestens seit der Entlassung von David Moyes 2014 haben sie diesen Ansatz allerdings aufgegeben. Die Marke Manchester United geht dem Fußballverein eindeutig voran, und es wird entsprechend rekrutiert. Von dem neuen Trainer José Mourinho erwarten die Fans, dass er den alten Geist von United wieder aufleben lässt und die Mannschaft wieder um die großen Titel mitspielt. Jedoch ist es alles andere als sicher, dass Mourinho diese Erwartungen auch wirklich erfüllen kann.

Auf seiner bisher letzten Station beim FC Chelsea hat sich der Portugiese blamiert, vor einem Jahr wurde er dort entlassen. Und den mitreißenden Fußball eines Ferguson oder eines Matt Busby wird Mourinho ohnehin nicht spielen lassen. „The Special One“, wie er sich selbst bezeichnet, ist aber in erster Linie eine kommerzielle Verpflichtung. Auch er soll die United-Marke wieder ins Rampenlicht schieben.

Bei Pogbas Wechsel ging es auch um Status

Ähnliches gilt für die Spielertransfers. Wenn man Zlatan Ibrahimovic kauft, kauft man einen Ferrari, hat Ibrahimovic selbst einmal über sich gesagt. Der Schwede hatte vollkommen recht. Der 34-Jährige ist nämlich ein teures Statussymbol, das viel Glanz und Spaß verspricht. Praktisch und ökonomisch ist er allerdings nicht, vor allem über die Langstrecke einer Premier-League-Saison.

Dass Pogba hingegen eine fußballerische Bereicherung sein wird, steht außer Frage. Aber auch bei seinem Transfer ging es um Status. Wie die United-Legende Gary Neville betonte: „Zum ersten Mal seit ein paar Jahren kommt ein Spieler, der sonst zum FC Barcelona oder Real Madrid gegangen wäre. Das ist gut, weil in den letzten Jahren war die Premier League nicht spannend genug.“

Wie bitte? Nicht spannend genug? Eine Liga, in der fünf oder sechs Mannschaften um den Titel spielen und am Ende Leicester City gewinnt, ist für Neville nicht spannend genug? Tatsächlich. Denn mit Spannung allein kann sich der kommerzielle Moloch namens Premier League nie zufrieden geben. Es reicht nicht, die spannendste Liga Europas zu sein, wenn die besten Spieler, die besten Trainer und der Champions-League-Sieger woanders beheimatet sind.

Mama Pogba stritt mit Alex Ferguson

Seit Paul Scholes’ Rücktritt 2013 wurde im Old Trafford ein neuer Dirigent für das Mittelfeld gesucht. Jetzt kommt einer der besten der Welt. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: wie bei Mourinho und Ibrahimovic wird die Marke gestärkt und eine Ansage in Richtung Madrid, Barcelona und München geschickt. Anders als bei Mourinho und Ibrahimovic wird jedoch mit Pogba auch die Mannschaft wesentlich verbessert.

Pogba wird nun wie ein Messias gefeiert. Nicht nur von den Fans, sondern auch von der Marketing-Abteilung. Es ist also ein Sieg für United und für Paul Pogba. Aber vor allem ist es ein Sieg für seine Mutter, die 2012 mit Ferguson gestritten und ihren Sohn zum Weggang überredet hatte. Vielleicht gab es damals doch ein bisschen Hellseherei von Mama Pogba.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false