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Sport: Teure Medaillen

Die Kanuten Henze/Becker investieren viel Geld in ihren Sport – und werden mit Silber belohnt

Einmal schlägt sich Marcus Becker die flache Hand gegen die Stirn. Da erzählt er gerade von Tor acht. Tor acht haben sie „mit der Bugspitze abgeschossen“, Stefan Henze und er. „Ein ganz dummer Fehler“, sagt Becker und strahlt. Er strahlt die ganze Zeit. Denn Henze und er haben Silber gewonnen im ZweierCanadier, „das ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl“. Ohne den Fehler an Tor acht hätten sie vielleicht sogar noch Peter und Pavel Hochschorner geschlagen. So aber wurden die Slowaken Olympiasieger im Kanu-Slalom, „und wir haben Silber gewonnen, nicht Gold verloren“, sagt Becker. Die Beiden vom SV Halle hatten nach dem Halbfinale noch auf Platz vier gelegen. Da ist Silber ein Riesenerfolg.

Der 22-jährige Becker war so angespannt, „dass man das mit Worten gar nicht beschreiben kann. Für uns ging es nur darum, die Nerven zu behalten.“ Doch dann kam Tor acht, und dann war Gold weg. „Aber wir hätten uns auch über Bronze gefreut“, sagte Becker.

Aber vielleicht hätte Gold etwas an ihrer finanziellen Situation geändert. Vielleicht wären sie als Olympiasieger begehrter für Sponsoren geworden. Im vergangenen Jahr hatte Becker einen Spruch auf sein Paddel geschrieben: „Auf dieser Fläche ist noch Platz für Sponsoren.“ Die Fläche ist immer noch frei. Im vergangenen Jahr wurde das Team Becker/Henze Weltmeister, aber das ist offenbar nicht attraktiv genug. Becker kann nicht genau taxieren, wie viel ihn der Sport pro Jahr kostet. „Aber es ist mehr, als man privat bezahlen kann.“ 10 000 Euro, 15 000 Euro? „Mehr, viel mehr.“

Bleiben als Sponsoren die Bundeswehr, die Deutsche Sporthilfe und das „Team Kunststoff“, ein Zusammenschluss der Kunststoff produzierenden Industrie, der zumindest das Material stellt. Und die Bundeswehr ermöglicht den Sportsoldaten Becker und Henze von der Sportfördergruppe Sonthofen das tägliche Training auf dem Augsburger Eiskanal. Allerdings nur bis 2005. Dann verlassen die beiden die Bundeswehr, dann muss ein Sponsor kommen. Schließlich wollen die beiden bis zu den Spielen 2008 in Peking weiterfahren.

Die Probleme von Thomas Schmidt im Finale lagen zwischen den Toren 17 und 18. Da passierte dem Überraschungs-Olympiasieger von 2000 im Kajak-Einer ein Dreher, er verlor sehr viel Zeit und konnte auf diesem schwierigen Kurs den Rückstand nicht mehr aufholen. Am Ende landete der 28-Jährige auf Platz fünf. „Ich wollte eine Medaille“, sagte er. „Es ist schon bitter, wenn alle an dir vorbeifahren.“

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