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Sport: Thärichen lässt sein Amt ruhen

Leipzigs Olympia-Manager reagiert auf Stasi-Vorwürfe

Berlin (Tsp). Deutschlands Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 hat einen weiteren Rückschlag erlitten. Nach tagelangen Diskussionen um seine Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst der DDR gab der Geschäftsführer der Leipziger Bewerbergesellschaft, Dirk Thärichen, dem öffentlichen Druck nach. Er erklärte am Mittwoch in Lausanne, dass er sein Amt ab sofort ruhen lässt. Klaus Steinbach, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Leipzig 2012 GmbH, sprach von einem Imageschaden für die deutsche Bewerbung.

Zuvor hatte der ebenfalls mit StasiVorwürfen konfrontierte Mitbegründer des Fördervereins „Wirtschaft Leipzig 2012“, Jochen Lohse, angekündigt, sein Amt ruhen zu lassen. Der Chef des Rostocker Olympia-Fördervereins „Rostock Olymp“, Harald Lochotzke, war bereits am Montag wegen seiner Stasi-Tätigkeit zurückgetreten.

Thärichen betonte am Mittwoch, dass es sich bei ihm nicht um einen Rücktritt handelt. „Es ist meine feste Absicht, den mir erteilten Auftrag erfolgreich zu Ende zu führen und dabei mitzuwirken, Olympia nach Deutschland zu holen“, sagte er in Lausanne, wo er mit einer deutschen Delegation an einem Arbeitstreffen der Bewerberstädte beim Internationalen Olympischen Komitee teilgenommen hatte. Er wolle rechtliche Schritte gegen die Initiatoren „dieser Rufmordkampagne“ einleiten, sagte Thärichen. Am Wochenende war durch Medienberichte bekannt geworden, dass sich Thärichen im Herbst 1989 für einen dreijährigen Dienst beim Stasi-Wachregiment „Feliks Dzierzinsky“ gemeldet hatte. Das Regiment war direkt Stasi-Minister Erich Mielke unterstellt und unter anderem für die Niederschlagung von Aufständen und die Bewachung wichtiger Stasi-Objekte zuständig.

Ob Thärichen jemals wieder für die Leipziger Bewerbung aktiv wird, soll auf der Aufsichtsratssitzung der Olympiagesellschaft am 18. Oktober in Düsseldorf beraten werden. In Lausanne deutete sich aber bereits an, dass dann der Fall zu einer neuen Auseinandersetzung zwischen NOK-Chef Steinbach und Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee als stellvertretendem Aufsichtsratsvorsitzenden kommen könnte, der Thärichen nach Bekanntwerden der Vorwürfe gestützt hatte. „Ich hatte bereits im August eine Einschätzung der Situation von Herrn Tiefensee angefordert“, bemerkte Steinbach. Tiefensee selbst wirkte nach Angaben von Beobachtern angespannt, als er die Entscheidung kommentierte: „Das ist jetzt eine Atempause für Herrn Thärichen, aber auch für die Gesellschafter“, sagte der Oberbürgermeister.

Die Bundesregierung begrüßte am Mittwoch die Personalentscheidung. „Dass Herr Thärichen diesen Schritt gegangen ist, ist zu begrüßen“, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Berlin.

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