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Sport: Theater ohne Wirkung

Berlin - Was Hans-Peter Müller-Angstenberger an der Seitenlinie vollzieht, gleicht eher einem Grundkurs für Ausdruckstanz als dem herkömmlichen Verhalten eines Volleyballtrainers. Unaufhörlich windet sich der kahlköpfige kleine Trainer des TV Rottenburg, schreit seine Mannschaft an, schimpft, kniet nieder und zieht schon mal mitten im Ballwechsel sein Jacket aus.

Berlin - Was Hans-Peter Müller-Angstenberger an der Seitenlinie vollzieht, gleicht eher einem Grundkurs für Ausdruckstanz als dem herkömmlichen Verhalten eines Volleyballtrainers. Unaufhörlich windet sich der kahlköpfige kleine Trainer des TV Rottenburg, schreit seine Mannschaft an, schimpft, kniet nieder und zieht schon mal mitten im Ballwechsel sein Jacket aus. Als Müller-Angstenberger und seine Mannschaft vom Neckar zum letzten Mal nach Berlin gereist waren, hatte dieses Theater noch Wirkung gezeigt: Am zweiten Bundesligaspieltag hatte der TV Rottenburg den Berliner Volleyballern des SC Charlottenburg eine schmerzhafte Niederlagen zugefügt. Zum Auftakt des Play-offViertelfinals ließ sich am Mittwoch allerdings niemand mehr von dem Gehampel auf der anderen Seite beeindrucken: Im ersten Spiel der Best-of-three-Serie besiegte der SCC den TV Rottenburg 3:0 (25:17, 25:20, 25:12).

Auf der anderen Seite des Netzes hatte Andrej Urnaut kaum Grund zur Unruhe. Denn seine Spieler lieferten vor 1457 Zuschauern in der Sömmeringhalle jenen souveränen Auftritt ab, den der SCC-Trainer vor der Partie gefordert hatte. „Natürlich waren die Erinnerungen an die Niederlage noch da“, sagte der Berliner Kapitän Jaroslav Skach. „Wir wollten nicht einfach nur gewinnen, sondern möglichst deutlich.“ Das gelang, allerdings nach anfänglichen Schwierigkeiten. Der SCC schaffte es im ersten Satz nicht, sich mehr als zwei Punkte abzusetzen und als mehrere umstrittene Schiedsrichterentscheidungen zum 10:10 führten, nahm Urnaut die erste Auszeit. Offenbar fand der Slowene die richtigen Worte. Als der kubanische Angreifer Salvador Hidalgo Oliva den ersten Satzball beim Stand von 24:16 nach zuvor zwei Assen fast über die Werbebanden an der Spielfeldbegrenzung schoss, musste er schon herzhaft lachen. Der nächste Satzball saß. Diese Lockerheit begleitete die Berliner fortan zu einem ungefährdeten Sieg gegen die Rottenburger, die durch den Leistenbruch ihres Kapitäns Matthias Pompe deutlich geschwächt sind. „Wir haben im entscheidenden Moment die Mannschaft umstellen müssen“, sagte Gästetrainer Müller-Angstenberger, „und Berlin ist gerade in Topform.“

Mit einem weiteren Ass beendete Salvador Hidalgo Oliva, der mit 24 Punkten überragende Spieler des SCC, die Partie nach nur 70 Minuten Spielzeit. „Man darf sich nie sicher sein“, sagte Hidalgo Oliva. Doch er ist wie seine Kollegen mehr als zuversichtlich, dass der SCC bereits am Mittwoch in Rottenburg den Halbfinaleinzug schafft. Dort allerdings wird es mit fast hundertprozentiger Sicherheit gegen den Serienmeister VfB Friedrichshafen gehen – denn es ist kaum zu erwarten, dass die Volleys Bottrop gegen den ungeschlagenen Titelverteidiger die Sensation schaffen.

Zuvor allerdings will der SCC seine eigene kleine Sensation schaffen. Im Final Four des Challenge Cup spielen die Berliner am Wochenende in Perugia um ihren ersten europäischen Titel.

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