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Theo Zwanziger: Ein Präsident ist schwer zu fassen

Theo Zwanziger hat mit der Ankündigung seines Rücktritts auch den Deutschen Fußball-Bund überrascht.

Berlin - Als die Ankündigung des Rücktritts bereits im Raum stand, unternahm Harald Stenger einen letzten Versuch, alles in Wohlgefallen aufzulösen. Stenger ist Mediendirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und er bat seinen Vorgesetzten, den Präsidenten Theo Zwanziger, noch einmal um eine Klarstellung. Es war die letzte Chance, alles zum Missverständnis zu erklären, aber Zwanziger wollte nicht missverstanden worden sein. Sollte er den Rechtsstreit mit dem freien Journalisten Jens Weinreich verlieren, der ihn als „unglaublichen Demagogen“ bezeichnet hat, wird er als DFB-Präsident zurücktreten. Zwanziger ist in dieser Sache zum Äußersten entschlossen und gegen Beratung nahezu resistent: „Das ist meine persönliche Entscheidung.“

Am Tag danach hatte Zwanziger zwei unangenehme Termine. Erst wurde ihm ein Zahn gezogen, am Nachmittag traf er sich mit DFB-Anwalt Christian Schertz, der ihn in der Auseinandersetzung mit Weinreich vertritt. Aber die Angelegenheit schmerzt längst nicht mehr nur Zwanziger, sondern den ganzen Verband. Nach seiner überraschenden Rücktrittsankündigung rätselt man beim DFB, wie es jetzt weitergehen soll. Auch wenn er davon überzeugt ist, dass er den Prozess gegen Weinreich gewinnt, hat Zwanziger sich öffentlich selbst infrage gestellt. Er hänge nicht an dem Amt, sagt er. „Es gibt tausend Menschen in Deutschland, die das besser können.“

Im Präsidium des DFB wachsen Unruhe und Ratlosigkeit. Offiziell wollen sich die Funktionäre nicht zitieren lassen, inoffiziell äußern selbst enge Begleiter Zwanzigers wenig Verständnis: Warum ist der sonst so umsichtige Präsident in dieser Sache derart beratungsresistent? Auch an seinem Amtsverständnis kommen erste Zweifel auf. Es fallen Worte wie „irrational“ und „schwer zu fassen“.

Zwanziger fühlt sich von Weinreich diffamiert. Bereits zweimal hat er vergeblich versucht, dessen Äußerungen gerichtlich verbieten zu lassen. Für ihn ist die juristische Klärung eine Gewissensfrage, das macht es selbst für Freunde und Weggefährten schwer, ihn davon zu überzeugen, dass er sich verrennt: Gegen sein Gewissen lässt sich nun mal nicht andiskutieren.

Seit 2004 ist Zwanziger DFB-Präsident, seine Amtszeit läuft noch bis Oktober 2010, und erst vor wenigen Wochen hat der 63-Jährige angekündigt, dass er dann für eine weitere Wahlperiode bis 2013 kandidieren wolle. Umso überraschender kam sein öffentlicher Rücktrittsvorstoß, den Zwanziger offenbar intern nicht abgestimmt hat. „Ich habe erst davon erfahren, als die Pressekonferenz vorbei war“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Auf die Frage, ob es ihn überrascht habe, sagte er dem Tagesspiegel: „Dazu möchte ich keinen Kommentar abgeben.“

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