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Sport: „Thierry Henry würde gut zu uns passen“

Werders Manager Klaus Allofs über Champions League und Prämienstreit

Herr Allofs, hat Max Merkel Ihnen schon zur deutschen Meisterschaft gratuliert?

Nein, der hat sich noch nicht gemeldet.

Sie lachen. Vor ein paar Jahren hat Merkel Sie als „Flop-Manager“ bezeichnet, der in der freien Wirtschaft nicht mal als Parkplatzwächter arbeiten dürfte.

Ach ja, seine Kolumne lebt doch von markigen Sprüchen. Aber ich gebe zu: Das hat schon gestört. Vor allem meine damalige Sekretärin war sehr beleidigt. Inzwischen aber ist das längst verjährt.

Ihre Arbeit in Bremen wurde nicht immer so sehr geschätzt wie in diesem Jahr.

Vielleicht konnte man zu Beginn mit mir auf dieser Position noch nicht so viel anfangen. Aber seitdem ich hier arbeite, ist es mit Werder stetig bergauf gegangen. Auch bei den Platzierungen: Achter, Siebter, Sechster, Sechster. Wir haben gute Transfers getätigt, Spieler abgegeben – und die Mannschaft ist trotzdem nicht schlechter geworden. Das ist also keine Geschichte, die aus dem Nichts kommt.

Was hat Sie stärker überrascht: dass Werder Meister wurde oder dass Sie jetzt als erfolgreicher Manager gelten?

Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Ob ein Manager erfolgreich arbeitet, wird an Toren, Punkten, Platzierungen oder Titeln gemessen. Für mich ist die größere Überraschung, dass wir Meister sind – weil wir uns gegen übermächtige Konkurrenz durchgesetzt haben.

Vor allem nach dem 0:4 in Pasching und dem Ausscheiden aus dem UI-Cup war dieser Saisonverlauf nicht zu erwarten.

Das stimmt. Nach dem Spiel haben wir ein bisschen ratlos dagestanden und vieles in Frage gestellt. Wir wussten vor der Saison selbst nicht, in welche Richtung es gehen würde. Wir wollten Fünfter werden. Nach Pasching hatten wir das Gefühl, dass das doch ein sehr mutiges Ziel war.

War Pasching Teil Ihres Erfolgsgeheimnisses?

Ausschlaggebend war das nicht. Auch wenn sich unsere Freunde aus Pasching mitverantwortlich fühlen für unsere Meisterschaft. Wichtig war dieses Debakel für unser erstes Bundesligaspiel bei Hertha BSC …

… das Werder 3:0 gewonnen hat.

Pasching war ein großer Schock, der hat uns richtig in den Knochen gesteckt. Wir sind ja bundesweit als Trottel dargestellt worden. Gegen Hertha hatten wir die Chance, das schon drei oder vier Tage später wieder geradezurücken.

Auch in dieser Saison hat es trotz der Erfolge Kritik an Ihrer Arbeit gegeben. Als der Wechsel von Krstajic und Ailton zu Schalke bekannt wurde, hat Ihr Spieler Johan Micoud gesagt, in einer solchen Phase müsse sich die sportliche Führung auch mal etwas trauen. Sind Sie ein Feigling?

Ganz sicher nicht. Es ist doch normal, dass die Spieler wollen, dass eine gute Mannschaft zusammenbleibt oder Spieler, die gehen, gleichwertig ersetzt werden. Dieses Signal haben wir der Mannschaft gegeben und mit der Verpflichtung von Klose, Fahrenhorst und Nery auch schon weitgehend umgesetzt. Aber bei allem Risiko, das man eingehen muss, darf man die Vernunft nicht ausschalten.

Welche Konsequenzen hätten Sie gezogen, wenn die Vereinsführung die Verpflichtung von Klose abgelehnt hätte?

Gar keine. Aber der Verein hätte seine Ambitionen herunterschrauben müssen.

Und das hätten Sie mitgetragen?

Ja, natürlich. Wer bei Werder Bremen arbeitet, weiß, dass er keinen Makaay für 19 Millionen Euro holen kann. Es gibt aber auch andere Wege, eine Mannschaft zusammenzustellen. Freie Auswahl hat man nur im Idealfall, und der gilt allenfalls für Bayern München.

Wenn Sie die freie Auswahl hätten – welchen Spieler würden Sie gerne holen?

Thierry Henry würde zu uns passen. Obwohl wir einen sehr guten Sturm haben.

Als Sie noch Trainer beim damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf waren, haben Sie gesagt: Man könne ja nicht erwarten, gleich bei Bayern München anzufangen. Langsam könnten Sie sich Gedanken über die Bayern machen.

Wieso sollte ich? Sportlich gibt es doch nichts Besseres, als beim Meister zu arbeiten. Außerdem ist in Bremen noch eine Menge zu tun. Das schließt nicht aus, dass man irgendwann mal, wenn von irgendwoher eine Anfrage kommt, zumindest darüber nachdenkt. Aber das sind ziemlich viele Fragezeichen.

Immerhin haben Sie sich für die Bayern qualifiziert, indem Sie die Angriffe aus München im Titelrennen gelassen hinnahmen. Jetzt müssten Sie es nur noch schaffen, dass Ihr Aufsichtsrat Willi Lemke der „Sportbild“ keine Interviews mehr gibt.

Die Bemühungen habe ich eingestellt.

Am Mittwoch waren Sie beim Champions- League-Finale mit zwei Mannschaften, von denen man nicht unbedingt erwarten konnte, dass sie im Endspiel stehen. Was erwarten Sie in der nächsten Saison von Werder Bremen?

Ich wünsche mir, dass wir auch dort landen. Nur kann man Werder nicht mit den beiden Finalisten vergleichen. Die sind zwar nicht Real oder Manchester, aber auch in Porto und Monaco wird ein großes Rad gedreht.

Die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen, dass es in der nächsten Saison wieder ein Außenseiter ins Finale schafft.

Beim Fußball mit der Wahrscheinlichkeit zu arbeiten, ist gefährlich. Selbst wenn laut Wahrscheinlichkeitsrechnung vielleicht erst wieder in zehn Jahren ein Außenseiter das Finale erreichen könnte, lassen wir uns davon nicht irritieren.

Bei all den hohen Zielen – wie wichtig ist eigentlich noch der DFB-Pokal?

Finanziell ist er nicht mehr wichtig – weil wir mit der Finalteilnahme das Maximum erreicht haben. Aber wenn den Spielern der Reiz, das Double zu gewinnen, nicht ausreicht, weiß ich es auch nicht mehr.

Der gerade beigelegte Streit um die Meisterprämie deutet nicht darauf hin, dass es den Spielern vor allem um die Ehre geht.

Das Thema ist ausgestanden. Aber es stimmt: Angenehm war das nicht. Den positiven Gesamteindruck der Saison wird das trotzdem nicht beeinträchtigen. Wir haben ein Jahr erlebt, in der eigentlich nur die Sonne geschienen hat. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn auch mal ein paar dunkle Wolken aufziehen.

In der Öffentlichkeit ist der Eindruck entstanden, dass es auch Werders Spielern, den Verfechtern des schönen Fußballs, am Ende nur ums Geld geht.

Nein, so kann man das nicht sehen. Da muss ich die Spieler, was ich in den vergangenen Tagen nicht gemacht habe, sogar in Schutz nehmen. Die ganze Saison über haben sie gezeigt, dass sie gerne Fußball spielen. Aber zum Profidasein gehört eben auch die Bezahlung.

Wie sieht es mit der Prämie fürs Pokalfinale aus?

Das ist alles geregelt. Diesmal haben wir das rechtzeitig geklärt.

Das Gespräch führten Sven Goldmann und Stefan Hermanns.

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