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Sport: Thierse trifft Hoeneß ...

... und lässt den Hertha-Manager erklären, warum er der richtige Mann am richtigen Ort ist

Von Til Knipper

Berlin - Wenn sich zwei Hertha-Anhänger unterhalten, hören normalerweise nicht 70 Leute zwei Stunden andächtig zu. Aber es waren ja auch nicht irgendwelche Fans, die am Montagabend in der Kulturbrauerei in zwei großen roten Plüschsesseln Platz nahmen. In der Gesprächsreihe „Thierse trifft...“ empfing Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (Hertha-Mitgliedsnummer 100) in seinem Wahlkreis den Klubmanager Dieter Hoeneß.

Gleich zu Anfang distanzierte sich Hoeneß zur Freude seines Gastgebers von politischen Ansichten seines Bruders Uli, einem bekennenden CSU-Wähler. „Wir sind uns zwar in vielen Dingen ähnlich, aber nicht überall.“ Zur eigenen politischen Ausrichtung wollte Hoeneß aber nichts sagen, „weil wir bei Hertha ein breites Spektrum ansprechen wollen“. Eine klare Grenze ziehe Hertha aber bei Rechtsradikalen und gewalttätigen Fans.

Am Ende gingen die Zuhörer mit dem Gefühl nach Hause, Dieter Hoeneß habe sich sein ganzes Leben auf seine Tätigkeit als Manager bei Hertha BSC vorbereitet. Denn immer wieder beendete Hoeneß seine Antworten auf Thierses Fragen mit dem Halbsatz, „was mir natürlich auch bei meiner jetzigen Tätigkeit hilft“. Seinen Fußballverstand erwarb der Vizeweltmeister von 1986 und fünfmalige Deutsche Meister mit Bayern München in seiner aktiven Zeit. Als Thierse Hoeneß’ 127 Bundesligatore erwähnte, brandete im vorwiegend aus Pankower SPD-Mitgliedern bestehenden Publikum Beifall auf. Wirtschaftliche Kenntnisse eignete sich Hoeneß dann als Sportmarketingmanager beim Computerhersteller Commodore an. Fehlte nur noch ein bisschen Medienkompetenz. „Die Denke der Medien und wie Redaktionen ticken, habe ich als Generalbevollmächtigter einer Fernsehproduktionsgesellschaft gelernt“, sagte Hoeneß. Das war zumindest für die anwesenden Journalisten eine Überraschung. Neu war für viele auch, dass der 53-Jährige gerne malt. „Öl auf Leinwand, abstrakt wie Klee, Kandinsky, Blauer Reiter“, beschrieb er seinen Stil. „Ohne dass ich mich mit ihnen vergleichen will“, fügte er hinzu. Zurzeit fehle ihm aber leider die Muße zum Malen.

Am Ende kam noch die wirtschaftliche Lage der Hertha zur Sprache. Die von Hoeneß mit 45 Millionen Euro bezifferten Verbindlichkeiten werde man in drei Jahren „bei normalen Verhältnissen“ halbieren. „Und das ist konservativ gerechnet.“ Auf Nachfragen dazu verzichtete Thierse und überreichte dem Gast stattdessen zum Abschied ein Prenzlauer-Berg-Trikot mit den Worten: „Könnte sein, dass es etwas eng ist.“

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