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Pascal Hens setzt zum Sprungwurf an.

© dpa

THW Kiel - HSV Hamburg 33:39: So was hat man lange nicht gesehen

Der HSV Hamburg gewinnt im Halbfinale der EHF Champions League verdient gegen den THW Kiel und könnte nun im Finale gegen den FC Barcelona eine bisher enttäuschende Saison doch noch erfolgreich zu Ende bringen.

Martin Schwalb starrte auf den riesigen Videowürfel am Hallendach, als wollte er nicht wahrhaben, was dort in weißen Zahlen auf schwarzem Grund stand. HSV: 39. Kiel: 33. „Ein wahrhaft ungewöhnliches Ergebnis“, sagte der Trainer des HSV Hamburg nach dem deutschen Halbfinale in der Handball-Champions-League gegen den THW Kiel. Weil man schon tief in den Archiven wühlen muss, um ein Kieler Spiel mit 39 Gegentoren zu finden. Weil der HSV dem Dauerrivalen in schöner Regelmäßigkeit unterlegen war, erst recht in wichtigen Spielen. „Und weil ohnehin alle der Meinung waren, dass wir die Kieler nur an einem schlechten Tag schlagen können“, befand HSV-Keeper Johannes Bitter.

Tatsächlich zeigten die in der Bundesliga abgeschlagen auf Rang fünf liegenden Hamburger im bis dato wichtigsten Spiel der Saison ihre beste Leistung. Welchen Wert der Sieg gegen den Titelverteidiger vor 19.750 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Köln für den HSV hatte, goss Pascal Hens abschließend in zwei schöne Sätze: „Wir waren dem THW in den meisten Bereichen überlegen, am Ende waren die Kieler konsterniert.“ Und: „Das habe ich so, glaube ich, noch nie gesagt.“

Die Kieler verspielten leichtfertig die historische Chance, ihr Triple aus dem Vorjahr erfolgreich zu verteidigen, weil sie in der Defensive von Beginn an jegliche Aggressivität vermissen ließen und Keeper Thierry Omeyer nicht zu dem gewohnt nervtötenden Faktor für den Gegner wurde. Beim 12:17 (25.) sah sich THW-Coach Alfred Gislason genötigt, zum ersten Mal mit einer Auszeit zu intervenieren – ohne erkennbaren Erfolg. „Ich habe heute viele Sachen gesehen, die mir gar nicht gefallen haben“, sagte Gislason später. Daran sollte sich auch nach der Pause (16:19) nichts ändern.

In Anbetracht des Rückstand legten die Kieler in der zweiten Halbzeit zwar ein Tempo an den Tag, von dem man im ersten Halbfinale zwischen dem FC Barcelona und Polens Serienmeister KS Kielce (28:23) nur hatte träumen dürfen. Allerdings durfte der HSV eine Stärke für sich beanspruchen, die für gewöhnlich qua Vereinssatzung dem Rekordmeister aus Kiel zusteht: nämlich stets die richtige Antwort auf Drangphasen des Gegners zu haben. Meistens hieß diese Antwort Pascal Hens oder Domagoj Duvnjak. Hens, immerhin schon 33 Jahre alt und längst nicht mehr so dynamisch wie zu besten Zeiten, traf aus allen Lagen und erzielte insgesamt acht Treffer. Überstrahlt wurde seine Leistung lediglich von Spielmacher Duvnjak, dem bei einer Trefferquote von 84 Prozent sensationelle elf Treffer gelangen.

„Insgesamt hat der HSV verdient gewonnen“, sagte THW-Trainer Gislason. Auch diesen Satz hatte man in der Form lange nicht gehört aus dem Mund des Isländers.

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