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Sport: Tief im Westen

Hertha BSC verliert nach schwacher Vorstellung mit 0:3 beim VfL Bochum und fällt ins Mittelmaß zurück

Bochum. Hertha hat einen Tiefpunkt erreicht. Beim Aufsteiger VfL Bochum verlor der Berliner Bundesligist am Sonntag mit 0:3 (0:0). Vor 22 009 Zuschauern im Ruhrstadion avancierte ausgerechnet der im Vorjahr im Frust geschiedene ehemalige Berliner Dariusz Wosz zum gefeierten Matchwinner. Erst schoss er sein zweites Saisontor, dann leitete der VfL-Kapitän die Entscheidung mit klugen Pässen ein. Die Berliner enttäuschten und fallen nach der dritten Saisonniederlage ins Mittelmaß zurück.

Obwohl der verletzte Stürmer Alex Alves unfreiwillig einen Platz im Angriff freigemacht hatte, war für den frustrierten Brasilianer Luizao abermals kein Platz in der Startelf. Auch die Offensivkräfte Beinlich und Pinto erlebten den Anpfiff von draußen. Herthas Trainer Huub Stevens vertraute stattdessen Kapitän Michael Preetz. Der Mittelstürmer hätte den gefährlichsten Berliner Angriff in der ersten Halbzeit beinahe erfolgreich abgeschlossen. Der Bochumer Torhüter van Duijnhoven wehrte Preetz’ wuchtigen Kopfstoß jedoch zur Ecke ab. Diese Aktion bildete den Höhepunkt der kleinen Berliner Angriffswelle, die Mitte der ersten Hälfte vor dem Bochumer Tor aufbrandete. Zuvor hatten sich Bartosz Karwan und Marcelinho Torschussmöglichkeiten geboten.

Die Bochumer sahen in dieser Phase des Spiels nicht gut aus. Die tief und dicht gestaffelte Abwehr der Herthaner ließ den Bochumer Kreativen Wosz, Freier und Buckley wenig Raum zur Entfaltung. Hertha kontrollierte das Spiel, ohne sich selbst entscheidende Vorteile zu verschaffen. Beim Inszenieren der wenigen Vorstöße drehte sich fast alles um Marcelinho. Insofern waren die Berliner Bemühungen nicht gerade voller Überraschungsmomente, zumal Marcelinho ungewöhnlich viele Fehlpässe unterliefen. Das geht möglicherweise auf den Umstand zurück, dass er nach einer halben Spielstunde wegen Meckerns seine fünfte Gelbe Karte sah. Zum ersten Mal nach 42 Bundesligaspielen in Folge wird der Brasilianer Hertha am Sonntag im Heimspiel gegen Rostock fehlen.

Die Versäumnisse rächten sich kurz nach der Pause. Die Bochumer kehrten entschlossen aus der Kabine zurück. Vor allem ihr Kapitän Dariusz Wosz zeigte sich nun voller Tatendrang. In der 49. Minute schloss er einen Sololauf mit der Führung für den VfL ab. Die Genugtuung des kleinen Mannes war groß. Als er jubelnd zur Fantribüne lief, riss der frühere Berliner sich das Trikot vom Leib. Alle sollten sehen, was er drunter trägt; mit einem Bekenntnis auf dem T-Shirt gab Wosz zu erkennen, dass der VfL – anders als einst Hertha – für ihn mehr ist als ein Arbeitgeber. „Ich bin ein Bochumer Junge“, stand dort in Druckbuchstaben. Das wird noch Konsequenzen haben. Denn das Verbreiten von Botschaften auf diesem Weg hatte die DFL vor geraumer Zeit unter Strafe gestellt. Wosz hatte seinen Spaß. „Jeder kann wohl mitfühlen, wie das ist, wenn man gegen seinen Ex-Verein etwas Besonderes machen will. Ich glaube, dass uns das heute geglückt ist“, erzählte Wosz nach dem Spiel.

Da die Berliner mit ihrer defensiven Grundausrichtung nicht im Stande waren, den Gegner ernsthaft in Verlegenheit zu stürzen, erinnerte sich Herthas Trainer Huub Stevens nach gut einer Stunde seiner Offensivspieler, die auf der Bank warteten. Der Trainer wechselte kurz nacheinander Pinto, Beinlich und schließlich Luizao ein. Für die Partie in Bochum kam der Sinneswandel auf der Berliner Bank zu spät. Freier setzte mit dem 2:0 den entscheidenden Treffer. Thordur Gudjonsson erhöhte in der Schlussminute auf 3:0. Stevens kritisierte sein Team für den fahrlässigen Umgang mit den Torchancen. „Wir hatten die besseren Gelegenheiten, aber haben sie nicht genutzt. Die Bochumer haben uns darauf die richtige Antwort gegeben“, sagte der Niederländer.

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