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Sport: Tim Wiese

Wie der Bremer Torwart das 0:3 gegen Hertha erlebte

Als die Mannschaften ins Weserstadion einlaufen, ist das Unglück knapp vier Tage alt. Diese Situation, als Tim Wiese durch den Strafraum kugelte, der Ball aus seinen Armen rutschte und Werder auf höchst unglückliche Weise aus der Champions League ausschied. Es sind Sekunden, die den Torwart noch lange verfolgen werden. Tim Wiese – das ist ab jetzt der, der damals in Turin …

Vier Tage hatten die Bremer Fans Zeit, sich etwas zu überlegen, um Wiese ein wenig aufzumuntern. Sie halten ein paar tausend rosa Zettel in die Luft, in der Farbe seines Torwarttrikots. Als die Mannschaften das Stadion betreten, trägt die Ostkurve nicht wie sonst Grün-Weiß, sondern Rosa. „Wir sind Tim Wiese“, steht auf den Zetteln, „Kopf hoch“ auf einem Transparent.

Die Unterstützung wird den Torwart freuen, doch er zeigt es nicht. Wiese konzentriert sich auf das Spiel. Das ist auch nötig. Schon in den ersten 20 Minuten greift die Abseitsfalle der Bremer mehrfach ins Leere und ermöglicht den Berlinern beste Möglichkeiten. Dass Werder nicht schon zur Halbzeit zurück liegt, hat die Mannschaft Wiese zu verdanken. Zweimal hält er gegen Pantelic, einmal gegen Marcelinho. „Ti-him Wiese", schallt es aus der Kurve.

Showeinlagen zeigt der Torwart in diesem Spiel kaum. Vielleicht hat Tim Wiese aus seiner Turin-Rolle gelernt. Eine kleine Ausnahme gibt es. Gegen Ende der ersten Halbzeit rollt ein zu langer Steilpass auf den Torwart zu, doch anstatt ihn mit beiden Armen sicher aufzunehmen, greift Wiese den Ball lässig mit einer Hand, um ihn mit derselben gleich wieder abzuwerfen.

53 Minuten sieht es nach einem gelungenen Wiedergutmachungsspiel für Tim Wiese aus. Dann fliegt ein Freistoß von Marcelinho in den Fünfmeterraum vor dem Bremer Tor, Wiese stürmt ihm mit einem Hechtsprung entgegen – und segelt am Ball vorbei. Kevin-Prince Boateng war mit dem Kopf schneller. Der Ball liegt im Tor, und der Tag für Tim Wiese ist ruiniert. Während die Berliner an der Eckfahne den Treffer bejubeln, steht der Torwart am eigenen Strafraum, die Arme in die Hüften gestemmt, und starrt ins Leere. Wieder ein Torwartfehler. Das einzig Tröstende ist, dass es ein ganz normaler Patzer ist, einer von denen, die in der Bundesliga an jedem Wochenende passieren, keiner für den Jahresrückblick.

Dieses Mal allerdings bringt Wiese seine Kollegen nicht um den verdienten Erfolg, sondern trägt nur zu einer verdienten Niederlage bei. Zweimal muss er den Ball noch aus dem Netz holen. Marcelinho und Bastürk laufen bei ihren Treffern völlig allein auf den Torwart zu. Wiese trifft daran keine Schuld. Trotzdem ist es kein gutes Bild. Am Ende wird Tim Wiese ganz allein gelassen.

Steffen Hudemann

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