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Der Junge im alten Trikot: Timo Werner jubelt sein Heimdebüttor gegen Eintracht Frankfurt.

© dpa

Timo Werner: Schnell, mutig und selbstbewusst

Das Stuttgarter Eigengewächs Timo Werner ist nach seinem ersten Bundesliga-Tor in aller Munde. Allerdings bleibt der 17-jährige Stürmer bodenständig.

Timo Werner und Thomas Schneider trennen 23 Lebensjahre und doch haben sie einiges gemeinsam. Beide, der 40 Jahre alte Schneider als Cheftrainer der Stuttgarter Profis und der 17-Jährige Nachwuchskicker Werner, stehen für lange unerfüllte Sehnsüchte eines Fußballklubs, der wieder eine Marke mit eigener Identität sein will – die der „Jungen Wilden“.

Vor wenigen Monaten wurden die beiden Deutscher B-Jugend-Meister. Ex-Profi Schneider als U-17-Trainer, Werner als Torjäger. Am Sonntagabend waren Schneider und Werner wieder am Werk, allerdings auf einer anderen Bühne: Der Fußball-Bundesliga. Beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt spielte das Duo Schneider und Werner eine entscheidende Rolle. Schneider stellte auf und Werner glich den Rückstand aus und rettete das Remis. Es war sein erstes Bundesligator. Der Zeitpunkt, zu dem er es schoss, löste bei manchem Schwaben regelrecht Melancholie aus.

Die Partie gegen Frankfurt war zu einer Art Geburtstagsparty erklärt worden, der VfB feierte am 9. September seinen 120. Geburtstag und einen wie Werner gab es in Stuttgart lange nicht mehr. Mario Gomez ist der letzte „echte“ Stürmer, der beim VfB groß geworden ist. Gegen Frankfurt spielte der VfB in Traditions-Trikots aus den „goldenen Fünfzigerjahren“, in denen Pokale und schnelle Vollblutstürmer wie selbstverständlich dazu gehörten. Auf alle Fälle hält man diese Erinnerung am Leben.

In dem Erinnerungs-Shirt spielte nun gegen die Eintracht auch Werner, der am 6. März diesen Jahres 17 wurde und vor einer großen Karriere steht. Davon sind in Stuttgart viele überzeugt. Auch sein Berater Karlheinz Förster. „Er hat alle Anlagen dazu“, sagt der ehemalige Weltklasse-Verteidiger. „Er ist schnell, mutig, nicht nervös und hat einen guten Abschluss“. Försters Lobeshymne ist mehr als das übliche Anpreisen eines aussichtsreichen Klienten. Werner werde noch einige Tore in der Bundesliga schießen, davon ist auch sein Förderer Schneider überzeugt.

Dabei steht Werner erst am Anfang. Im kommenden Jahr wird er sein Abitur machen. Jeden Morgen vor dem Training geht er ins Gymnasium. Der wendige Kicker ist im Stadtteil Bad Cannstatt geboren, dort gründete sich der VfB, was zusätzliche Identifikation schafft. Werner ist „oiner von do“ heißt es, also „einer von hier“. Was neben seinen mitreißenden Fähigkeiten auf dem Rasen in Stuttgart wohlwollend bemerkt wird, sind seine Umgangsformen. Er schüttelt Hände, hält Türen auf – und nennt sich bodenständig. Wenn ihn Vater Günther Schuh, er spielte Fußball für die Stuttgarter Kickers, nicht von der Schule abholen kann, kommt Werner mit dem Bus zum Training. Auf dem Schulhof gibt er keine Autogramme, „weil ich doch ein normaler Schüler bin, auf jeden Fall fühle ich mich als solcher.“

Dass er das nicht ist, lernt Werner bei jedem Heimspiel in der Stuttgarter Arena. Dort „konnte ich es kaum glauben“, berichtete er. Zuerst waren es die Stuttgarter Fans aus der Cannstatter Kurve, später das ganze Stadion, die „meinen Namen riefen“. Zuletzt nach seinem ersten Tor in der Bundesliga.

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