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Tischtennis: EM-Titel für deutsche Frauen und Männer

Die Teams des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) haben erstmals in der EM-Historie seit 1958 beide Mannschafts-Titel erobert. Die Herren besiegten am Montagabend im Endspiel Griechenland mit 3:1. Zuvor hatten die neu formierten DTTB-Damen ihr Endspiel in Schwechat mit 3:1 gegen Rumänien gewonnen.

So etwas hat es in 55 Jahren noch nicht gegeben. Der Deutsche Tischtennis-Bund stellt erstmals beide Team-Europameister. In den Endspielen in Schwechat wurden vor allem Dimitrij Ovtcharov und Han Ying bejubelt. Beide holten jeweils zwei Punkte. Deutschlands Tischtennis-Herren feierten ihren sechsten EM-Titel in Serie schon fast routiniert. Das umkämpfte 3:1 gegen Außenseiter Griechenland krönte am Montagabend jedoch einen historischen Doppel-Sieg für den DTTB. Zuvor hatte die Damen-Auswahl ihr nervenaufreibendes Finale mit 3:1 gegen Rumänien gewonnen und sich zum fünften Mal die EM-Krone aufgesetzt. Erstmals in der Turnier-Historie seit 1958 stellt der DTTB damit beide Mannschafts-Europameister.

„Das ist etwas Besonderes, was selten erreicht wird“, bewertete Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig ein Resultat, das zuvor nur Ungarn 1960, 1978 und 1982 dreimal gelungen war. „Diese beiden Titel bringen unsere Mannschaften in der Entwicklung weiter. Wir sind jetzt breiter aufgestellt“, fügte Schimmelpfennig hinzu. Er verwies auf das Fehlen des erkrankten Timo Boll, der erstmals einen EM-Titel der Herren verpasste, und auf die geglückte Eingliederung von zwei neuen Spielerinnen im Team von Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp.
Die favorisierten Herren ließen auch ohne Rekord-Europameister Boll nichts anbrennen. Bundestrainer Jörg Roßkopf schickte erneut das Erfolgstrio Dimitrij Ovtcharov, Patrick Baum und Patrick Franziska an die blauen Tische. Die Griechen, die zuvor ihren erstmaligen Final-Einzug ausgelassen zu Sirtaki-Musik gefeiert hatten, leisteten aber vor lediglich 400 Fans unerwarteten Widerstand.
Der Weltranglisten-Sechste Ovtcharov punktete zunächst wie erwartet, doch die Fünf-Satz-Niederlage des Düsseldorfers Baum gegen Abwehr-As Panagiotis Gionis hatte keiner auf der Rechnung. Die Bank blieb aber im Gegensatz zum verärgerten Baum ruhig. Franziska gewann auch sein viertes Turnier-Match, und Führungsspieler Ovtcharov machte in seinem zweiten Einzel gegen das Abwehrbollwerk Gionis den Deckel drauf.
„Es macht mir Spaß und ich bin froh, wenn ich den Jungs helfen kann“, sagte der Olympia-Dritte, der erstmals bei der EM die Verantwortung übernehmen musste. Er geht nun am Freitag als Top-Favorit in die Einzel-Konkurrenz, wo er Bolls Nachfolger werden will. „Für mich war es eine zusätzliche Herausforderung, auch ohne die Nummer eins klar kommen zu müssen“, erklärte der 21 Jahre alte Franziska. Der Rechtshänder vom Bundesligisten Fulda gilt als die Entdeckung des Turniers.
„Ich bin unendlich glücklich“, kommentierte Bundestrainerin Schöpp den positiven Ausgang eines spannenden Damen-Endspiels. 15 Jahre nach dem EM-Sieg 1998, als die gebürtige Chinesin selbst die Sieggarantin war, hatte die Ex-Nationalspielerin ihr Team gut auf den starken Gegner eingestellt. Die EM-Neulinge Han Ying (Tarnobrzeg/Polen/2) und Shan Xiaona (Berlin/1) holten die Punkte, Kristin Silbereisen (Berlin) verlor ihr Einzel.
„Ich zittere noch nach dem Spiel, aber ich wollte unbedingt diesen Titel“, berichtete die überragende Han Yang. Die 30 Jahre alte Abwehrkünstlerin musste zweimal über die volle Distanz von fünf Sätzen gehen, wehrte einen Matchball ab und brachte auch unmögliche Bälle zurück. „Ich wusste, wie sie sich fühlt. Han hat einen unglaublichen Siegeswillen“, lobte Schöpp die neue Nummer eins.
Han Ying, die wegen der Geburt ihrer Tochter vor einem Jahr erst seit diesem Sommer Mitglied im DTTB-Kader ist, beschämte mit ihrem Glanzauftritt alle Kritiker der Personalpolitik. Der Verband hat vier gebürtige Chinesinnen für die EM nominiert. Das löste eine lebhafte Diskussion aus. „Für mich zählt nur die Leistung“, betonte Schöpp. dpa

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