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Timo Boll will noch ein paar Varianten bei seinem Rückschlag einbauen.

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Tischtennis: Timo Boll: Der Einzelkämpfer

Auch wenn er manchmal verliert: Timo Boll ist der härteste Gegner der Tischtennis-Nation China. „Das Problem ist: Ein Chinese ist immer in Spitzenform“, sagt er.

Vor den letzten Runden durfte Timo Boll bei einem Spielchen mitmachen. „Welchen Gegner wünschst du dir?“, fragte ihn der Hallensprecher bei den German Open im Tischtennis in Dortmund. Aber hatte Boll wirklich eine Wahl? Zur Auswahl standen vor dem Halbfinale: zwei Chinesen. Und vor dem Finale: zwei Chinesen. Boll wünschte sich jeweils den Chinesen, gegen den er länger nicht gespielt hatte. Ihm soll kein Chinese zum Rätsel werden.

Es ist nicht egal, welcher Chinese ihm gerade gegenübersteht. Wenn Boll den besten besiegt zu haben scheint, baut sich vor ihm schon der nächste auf. Mit einem komplett anderen Spielsystem. Und einer vielleicht noch besseren Tagesform. „Das Problem ist: Ein Chinese ist immer in Spitzenform“, sagt er. In Dortmund war es Zhang Jike, Weltranglistensechster, dem Boll 0:4 nach Sätzen unterlag. „Ich hoffe, dass ich bei einem wichtigen Turnier auch mal den richtigen Moment treffe und einen Strahl habe“, sagte Boll. Einen Strahl, der ihn zum Turniersieg schießt.

Während sich die Chinesen mit Ausreißern nach oben abwechseln, steht Boll ihnen wie ein Einzelkämpfer gegenüber. Dafür spielt er auf konstant hohem Niveau. Sonst hätte er in Dortmund nicht, Chuang Chih-Yuan aus Taiwan mitgerechnet, drei Chinesen hintereinander besiegt, den Olympiasieger Ma Lin eingeschlossen. Während bei Boll früher einfach alles stimmen musste, um einen der besten Chinesen zu besiegen, ist es längst auch andersherum. Bei den Chinesen muss ebenfalls alles klappen, um Boll zu schlagen.

Bolls Konstanz hat ihn auf Platz eins der Weltrangliste befördert. „Die Jäger werden von der Rangliste begünstigt, der Gejagte hat es schwerer“, sagt Boll, der in wenigen Tagen 30 Jahre alt wird. Womit er seine Spitzenposition am besten bestätigen könnte, wäre eine Medaille der Weltmeisterschaft im Mai in Rotterdam, es wäre seine erste im Einzel. Dafür muss er seine Fitness weiter steigern, das hat er in Dortmund noch einmal gemerkt. Denn das Spiel gegen Ma Lin steckte Boll im Finale in den Knochen, ihm fehlte die Frische. „Zhang Jikes gefährliche Rückhandbälle, die ich vor zwei Wochen in Katar noch getroffen hatte, sind mir jetzt ins Netz geflogen“, analysierte Boll. Fitness ist ein Thema, an dem Boll arbeiten will, sein Aufschlag-Rückschlag-Spiel das zweite. Fehlt dabei die Präzision, ist der Punkt schon weg. „Ich muss noch ein paar Varianten beim Rückschlag einbauen“, sagte Boll.

Was er genau braucht, will Boll nun im Tischtennisland erkunden. Nur drei Stunden nach dem Finale der German Open saß er schon im Flugzeug nach Peking. Beim Verglich zwischen den Auswahlmannschaften Asiens und Europas spielt Boll am Dienstag und Mittwoch gegen den Japaner Jun Mizutani und wieder gegen Zhang Jike. Dafür nimmt Boll gerne einige Reisestrapezen in Kauf.

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